Sehr komplexe Erzählstruktur

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julie1602 Avatar

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Im frühen 20. Jahrhundert gelangen die Großeltern der Ich-Erzählerin auf ganz unterschiedlichen Wegen als Missionare in die deutschen Südsee-Kolonien. Über die beiden Weltkriege hinweg spannt sich ein weiter Erzählbogen, der für meine Begriffe deutlich zu komplex gestaltet ist. Die Ich-Erzählerin rekonstruiert aus Erinnerungen einer ihrer Großmütter sowie ihrer Eltern und deren Geschwistern die Familiengeschichte, streut dabei immer wieder Schilderungen aus ihrem eigenen Leben und ihrer Wahrnehmung der Familie sowie ausführliche Beschreibungen von Fotografien aus der Kolonialzeit ein. Dass die Geschichten aus der Vergangenheit im Präsens erzählt werden und wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen steht, machte es mir nicht leichter, der Geschichte zu folgen, und vor allem auch, die unzähligen Personen auseinanderzuhalten. Habe ich bei den Familienmitgliedern noch halbwegs (halbwegs!) durchgeblickt, brachte ich die vielen, vielen anderen Namen doch sehr leicht durcheinander. Schade - ich hatte mich sehr für das Thema Kolonialismus interessiert, mit dem ich vorher noch so gut wie gar nicht in Berührung gekommen war, und thematisch bietet das Buch definitiv viele interessante Ansätze und Informationen dazu, aber leider hat mir die Erzählweise den Lesespaß deutlich verhagelt. Mir bleiben leider nur 2 Punkte zu vergeben, einen davon für den Ansatz, sich diesem viel zu wenig beachteten Kapitel deutscher Geschichte literarisch zu nähern.