Spannende und bewegende Reise in die Vergangenheit

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bücherwurm2405 Avatar

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Schon allein der Buchtitel besticht in seiner Zweideutigkeit und polarisiert gleichermaßen. Das fand ich sehr faszinierend weswegen ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Auch der historische Kontext über ein Kapitel unserer deutschen Geschichte, welches bisher eher wenig beleuchtet wird, hat mich neugierig gemacht. Der Plott um vier junge Menschen, die unter dem Deckmantel der evangelischen Missionsarbeit in eine völlig fremde und unbekannte Welt aufbrechen, ihre Heimat und die Familie zurück lassen um in einer der wenigen deutschen Kolonien das Christentum zu verbreiten klingt zunächst erstmal nach Abenteurer. Aber zwischen den Zeilen schwingt auch immer ein bisschen Kritik und ein fader Beigeschmack mit, was ich sehr wichtig finde. Stellenweise zieht sich die Handlung sehr in die Länge, aber verliert nicht an Spannung. Bewegend wird erzählt, dass das Leben im paradiesisch anmutenden Neuguinea nicht immer so paradiesisch ist. Dass das Leben Fremder in der Fremde nicht einfach ist, geprägt von Heimweh, fremden Sprachen und Kulturen, Krankheiten und Entbehrungen. Eindrucksvoll erzählt die Enkelin von den Erinnerungen ihrer Großmutter Nette, die eine dieser vier jungen Abenteurer war. Von ihr stammt auch das Zitat gleich zu Beginn des Buches: "Die Weltgeschichte wird nicht von den Frauen gemacht aber sie müssen darin leben." Hier schwingt schon recht deutlich mit, dass Nette nicht mit allem einverstanden war was in der Geschichte Deutschlands und auch in ihrer eigenen Lebensgeschichte passiert ist und dass sie teilweise auch große Schuldgefühle plagen, welche die ohnehin schon tiefgläubige Christin noch gottesfürchtiger erscheinen lassen.
Ich kann das Buch trotz oder gerade wegen des nicht ganz einfachen Themas und Hintergrunds nur empfehlen, regt es doch auch zum Nachdenken an, v.a. darüber wie wir mit der imperialistischen und kolonialistischen Vergangenheit vieler europäischer Staaten umgehen sollten.