Vertreibung aus dem Paradies

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
katharina.51 Avatar

Von

In ihrer Jugend empfindet die Autorin ihre Familie als "heillos, süchtig, unberechenbar und immer irgendwie auf der Flucht". Sie will wissen warum und woher das kommt. Sie macht sich auf, die Geschichte der Familie zu erforschen und aufzuschreiben. Ihr stehen Berichte, Aufzeichnungen, Fotografien, Dokumente und Erzählungen aus zweiter Hand zur Verfügung.

Ihre beide Großeltern waren für die christliche Mission in Kaiser-Wilhelms-Land tätig, einer deutschen Kolonie vor dem ersten Weltkrieg, bis sie während des zweiten Weltkriegs das Land verlassen mussten und nie mehr zurückkehrten.
Danach war ihr Leben in der deutschen Provinz und das Leben ihrer Kinder überschattet von der Erinnerung an eine "Welt, die fern und groß ist
hinter dem Horizont, wo alles bunter und gefährlicher ist als daheim, wilder und schöner". Sie haben die Vertreibung aus dem Paradies erlebt, die ihre Spuren hinterlassen hat, besonders bei der Mutter der Autorin, die selten aus ihrem "Neuguinea-Nebel" aufgetaucht ist, wie sie schreibt.
Ein herzzerreißendes Ende mit dem Fazit: "Die Liebe ist wie ein scharfes Messer, das dir das Herz in zwei Hälften teilt".

Die Autorin schreibt in einem Stil, den man als "poetische Lakonie" bezeichnen könnte. Ihr Anliegen ist es nicht, die damaligen Verhältnisse in der Mission, oder die Weltpolitik zu kritisieren; sie läßt ihre Meinung in feiner
Ironie und Sarkasmus im Laufe des Textes aufblitzen.
Es ist ein ganz und gar persönliches Buch und wer genaueres über die Neuguinea-Mission erfahren möchte, kann sich in unzähliger anderer Literatur informieren. (z.B. Friedenskind, Don Richardson)

Das Buchcover hätte ich mir in den grünen Farben und Formen des Urwalds von Neuguinea gewünscht, oder als eines der beschriebenen schwarz-weiß
Fotografien der damaligen Zeit.