Ein informatives Buch über die Kraft positiver Erwartungen

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irene123 Avatar

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In "Dein Körper glaubt dir alles" wird beschrieben, wie der sogenannte Placebo-Effekt den Behandlungsverlauf positiv beeinflussen, Symptome lindern und oftmals die Zugabe von Medikamenten reduzieren kann.

Zunächst einmal erklären die Autoren sehr anschaulich und auch für Laien verständlich, was ein Placebo überhaupt ist, wie er eingesetzt wird und wie der Placebo-Effekt und sein negativer Gegenspieler, der Nocebo-Effekt, schließlich den Erfolg von Therapien unterstützen bzw. schwächen können. Man erfährt, wie man die Kraft der Erwartung aktivieren kann, um den Genesungsprozess zu beschleunigen. Die Autoren liefern viele Fallbeispiele von Schein-Operationen, deren Ergebnisse nicht schlechter waren als jene von tatsächlichen Operationen. Besonders in der Schmerztherapie ist der Placebo-Effekt von großem Nutzen, kann die Schmerzempfindung doch so stark abnehmen, dass die Zugabe von Schmerzmitteln reduziert werden kann.

Weiters erklären die Autoren, wie und wo Erwartungen entstehen (im Gehirn) und wie Gehirn und Körper interagieren, wenn Erwartungen positiv bzw. negativ sind. Schließlich stellen sie die Frage in den Raum, ob Placebos Medikamente auch ersetzen könnten und erläutern, bei welchen Erkrankungen der Placebo-Effekt besonders hilft.

Aber wie kann man nun positive Erwartungen aktivieren, um Symptome zu lindern bzw. den Genesungsverlauf zu beschleunigen? Die Autoren betonen, dass eine gute und empathische Kommunikation von Seiten der Behandelnden unerlässlich für den Erfolg einer Behandlung ist und stellen detaillierte Checklisten zur Vorbereitung auf Arztbesuche zur Verfügung, die den Behandelnden einen guten Überblick über die Situation ermöglichen und Missverständnissen vorbeugen können.

Untermauert wird der sehr flüssig geschriebene und gut verständliche Text immer wieder durch anschauliche Grafiken und Anekdoten aus dem Berufsleben der beiden Ärzte bzw. durch internationale Studien, die eindrucksvoll die Wirkung von Placebos belegen.

Ich fand dieses Buch grundsätzlich sehr informativ und interessant, wobei ich persönlich auch Hinweise darauf erwartet hatte, wie mentale Tools wie Visualisierungen und Affirmationen den Placebo-Effekt auslösen bzw. verstärken können. Aber auf diese mentale Komponente wird kaum eingegangen, hier geht es fast ausschließlich um persönliche Erwartungen und wie sie den Genesungsverlauf beeinflussen können. Auch haben sich die Autoren recht oft wiederholt, besonders in Bezug auf die erfolgreiche Kommunikation zwischen Patient und Arzt/Therapeut, wodurch ich gegen Ende des Buches dann diese Seiten nur noch überflogen habe. Und schließlich hätten die erwähnten Studien über den Placebo-Effekt ruhig noch etwas komplexer ausfallen dürfen. Trotzdem habe ich viel Interessantes und Neues erfahren (wie etwa die Tatsache, dass der Placebo-Effekt auch während der Narkose wirkt!) , daher gibt es von mir eine Leseempfehlung.