Interessante Zusammenhänge

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tintenteufel Avatar

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Neurologin Prof. Ulrike Bingel und Psychologe Prof. Sven Benson zeigen uns in diesem Buch interessante Zusammenhänge zwischen physischer Gesundheit und eigener Überzeugung. Der menschliche Körper reagiert nicht immer gleich auf medizinische und pharmazeutische Eingriffe, vielmehr ist deren Wirkung auch abhängig von der Einstellung und Erwartung des Patienten. Dies ist uns als Placebo-Effekt im Zusammenhang mit der positiven Wirkung eigentlich (unwissentlich) wirkstoffloser Präparate bekannt, wird hier aber noch in ganz anderen Zusammenhängen diskutiert, etwa als Wirkung bekanntermaßen wirkstoffloser Produkte oder deren Wirkung unter Narkose.

Die Erläuterung und Erklärung dieser unerwarteten Zusammenhänge gelingt anfangs gut, verliert sich m.E. aber dann in einer unübersichtlichen Vielfalt der Aspekte. Zunächst geht es um die Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung, dann um Erwartungseffekte bei einzelnen Erkrankungen und schließlich um Forderungen an eine Umgestaltung des Gesundheitswesens. Hierbei ist zum einen der Adressatenkreis nicht klar definiert (Patienten, Ärzte, Berufsverbände, Politiker?) und zum anderen auch das Anspruchsniveau der Ausführungen sehr uneinheitlich, manches ist beinahe banal, anderes juristisch und wissenschaftlich detailliert dargestellt. Das führt dazu, dass ich mich als Leser oft nicht mehr angesprochen gefühlt habe und auch einfach die Zielrichtung des Buches nicht mehr eindeutig fand. Das immer wiederkehrende Mantra, dass sich eine gute Arzt-Patientenbeziehung mit genügend Zeit für Beziehungsaufbau und verständnisvolle und aufklärende Kommunikation positiv auf den Heilungserfolg auswirkt, war unübersehbar, aber als Quintessenz des Buches dann doch etwas dürftig. Zudem liegt dies leider nicht im Einflussbereich des Patienten. Daher stellt sich mir erneut die Frage nach dem Adressatenkreis dieses Buches.

Fazit: Das Buch sensibilisiert für den interessanten Einfluss von innerer Einstellung und gelungener Arzt-Patienten-Interaktion auf die Gesundheit und Genesung, kann aber nur wenig zur praktischen Umsetzung der Erkenntnisse beitragen.