Emotionale Konfrontation mit der Vergangenheit

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jeannine_m Avatar

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In diesem teils autobiographischen Roman geht es viel um persönliche Ziele, Entscheidungen und Richtungswechsel im Leben. Drei Generationen begleiten die LeserInnen durch die Zeit ab 1945 im Sudetenland bis in die Neuzeit im vereinten Deutschland. Im ersten Teil ist die Hauptfigur Paul, der beim Todesmarsch von Brünn nach Wien viel Traumatisches, entsetzliche Gewalt und Brutalität erlebt. Sie bestimmen Pauls Leben, in dem Angst, Verdrängung und Gedanken an die Vergangenheit heruntergeschluckt und eingesperrt wurden. Seine Kinder, Christa, die Verdrängung durch Hyperaktivität beherrscht und Uli, der sich wie sein Vater in Schweigen hüllt, machen sich nach Vaters Tod gemeinsam auf den Weg, die vererbte Vergangenheit zu bewältigen. Im mittleren Teil wird viel aus dem Leben der Kinder und ihrer Reise beschrieben. Im letzten Teil spielen sowohl ein Brieffragment als auch die in Brünn gemachten Bekanntschaften die Hauptaspekte und es kann eine gewisse Versöhnung mit der Vergangenheit stattfinden.
Der Text ist vor allem im ersten Teil sehr emotional und beklemmend. Die drei Generationen zeigen den Zeitgeist gut auf. Paul, wurzellos, mundlos und heimatlos, kann sich nicht aus seinem inneren Gefängnis befreien. Christa und Uli die Generation der arbeitenden Ameisen ohne Selbstachsamkeit und immer im Kampfmodus. Christas Kinder, die auch einmal zu sich selber schauen und dies ihrer Mutter vermitteln möchten.
Ein eindrückliches Erstlingswerk von Susanne Benda mit viel Tiefgang und Gedanken anregend.