Erschütternd

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neueschnecke Avatar

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Uff. Die Autorin, Susanne Benda, verarbeitet in diesem Roman ihre eigene Familiengeschichte- und ich finde auch, das merkt man. Das Ganze fühlt sich sehr persönlich an, sehr nahe. Die Autorin liebt ihre Figuren und möchte dass wir ihre Gefühle selbst nachvollziehen können. Sie will dass wir ihre Angst, ihre Wut, ihre ihre Frustration und ihre Trauer spüren und ich muss sagen, das gelingt vortrefflich. Das Thema der Kriegsenkelgeneration wird hier emotional und erschütternd aufgearbeitet. Mir war stellenweise richtig schlecht, und ich bin nicht zart besaitet. Der titelgebende Vater, das ist Paul. Paul wurde mit seiner Familie 1945 im Rahmen des Brünner Todesmarsches aus seiner Heimat vertrieben. Der Roman spielt auf verschiedenen Zeitebenen- wir begleiten zum Einen Paul auf dem Marsch, stehen an seiner Seite während er die größten vorstellbaren Traumata erleiden muss und können ihm doch nicht helfen. Und zum Anderen bekommen wir einen Einblick in sein späteres Leben, seine Familie- und erkennen im Laufe der Zeit wie sehr seine Traumata doch ihr gemeinsames Leben beeinflussen.
Es gab nicht nur eine Stelle, an der ich Gänsehaut hatte. Sicher, es ist absolut schwere Kost und keine typische Strand- oder Liegestuhllektüre, auf keinen Fall. Aber es ist ein wichtiges Kapitel der Geschichte der Deutschen und des Krieges, das meiner Meinung nach zu häufig unter den Tisch fällt. Ein düsteres Kapitel, das uns heute einen Schauer den Rücken hinunter jagt. Es ist nach wie vor wichtig, sich damit zu beschäftigen, damit die Opfer dieser Zeit nicht vergessen werden.
Ich tue mich immer schwer bei Romanen aus dieser Ecke über 'gefällt mir' oder 'gefällt mir nicht' zu sprechen. Es ist eine persönliche Geschichte, die ich nicht bewerten will oder kann. Deswegen gibt es an dieser Stelle auch keine Herzchen- Bewertung.
Ich kann aber sagen, dass mich der Roman nachhaltig erschüttert hat und bei mir seine Wirkung nicht verfehlt. Die Erzählweise im Präsens macht das Erlebnis der Geschichte obendrauf noch unmittelbarer. Wer sich nicht vor harter Kost scheut findet hier einen Roman, der lange nachhallt.