Vertreibung im Krieg, 12 Jahre und die Folgen auch für die Generation danach

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Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze nach Österreich gebracht. In Wien wird der Junge von seiner Tante aufgenommen, aber die Erlebnisse während dieser sogenannten 'wilden Vertreibung', sie graben sich tief ein bei dem Kind und machen ihn zu einem wortkargen, diese traumatischen Ereignisse auch selbst verdrängenen Mann. Und natürlich lässt er seine Familie mit den Kindern Uli und Marie außen vor. Sie, die Nachkriegsgeneration, sie leben ihr Leben und kommen mit vielem nicht zurecht. Erst nach dem Tod des Vaters können sie sich dazu durchringen, der Vergangenheit nachzugehen, seine Traumata für sie selbst erfahrbar zu machen und so zu versuchen, den Einfluss, den dies auch auf sie genommen hat, so aufzuarbeiten, dass sie sich davon befreien können, dass diese unbewusste 'Last' wenigstens zu einem Teil von ihren Schultern genommen wird.
Dieses Buch, es erzählt uns von Paul und von seinen Kindern, fiktiv gewählten Personen, die stellvertretend erleben, fühlen, leiden, kämpfen und ergründen, für Menschen, die es wirklich gab. Paul steht für den Vater der Autorin Susanne Benda und sie selbst, sie kommt wohl der Tochter Marie ziemlich nah. Und so ist dies eigentlich die sehr persönliche Geschichte der Autorin, die hier das Erleben ihrer eingen Familie, beginnend 1945 bis in unser Heute hinein, erzählt und sicherlich so auch die eigene Aufarbeitung noch einmal ein Stück mehr abschließt. Und natürlich merkt man dem Buch das Persönliche an, das Leiden, die starken Emotionen, die Intensität der Geschichte. Hier ist jemand sehr nah dran und die Leser auch. Es berührt einen sehr und die Thematik so angetragen zu bekommen, da bleibt etwas hängen, für immer.