Taxi bitte!

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Ich liebe es, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, aber Taxi bin ich bisher nur zu ganz seltenen Gelegenheiten gefahren. Mit diesem Buch habe ich das allerdings nachgeholt. Denn Damanis Leben spielt sich quasi in ihrem Taxi ab. Man könnte sagen, ich bin in Begleitung dieser Frau mehr Taxi gefahren, als in meinem ganzen bisherigen Leben.

Die Protagonistin von Priya Guns' Debütroman ist eine queere woman of colour, die im Auftrag einer Transport-App bis zur Erschöpfung Fahrgäste durch den Dschungel einer US-amerikanischen Großstadt kutschiert. Sie träumt von einem besseren Leben und wirkt gleichzeitig abgeklärt. Im Kofferraum führt sie immer ein Arsenal an Waffen mit sich. Damanis geordnete Leben gerät durcheinander, als Jolene in ihr Taxi steigt Eine weiße, privilegierte Sozialarbeiterin, aus gutem Haus, die eine unerklärliche Anziehung auf sie ausübt. Die beiden Frauen stürzen sich in eine Affäre, doch die Ungleichheiten zwischen ihnen führen unweigerlich zu Aufruhr.

Dieses Buch hat einen mörderischen Drive. Es ist die politische, queere 2023-Antwort, auf all die Lovestories mit Standesunterschieden, die man in unzähligen Variationen gelesen hat.
Ich liebe Lovestories mit Standesunterschieden und ich liebe den Biss, die Wut, den Mut von "Dein Taxi ist da!" Der Roman macht seinem Titel alle Ehre. Es handelt sich um einen wilden Ritt durch viele der großen Themen der US-amerikanischen Gesellschaft der Gegenwart. Vor allem aber handelt es sich, um eine böse Kritik an den Arbeits- und Lebensbedingungen der Immigranten, der Illegalen und der armen Arbeitenden. Die Autorin lenkt ihre Scheinwerfer auf diejenigen, die sich am American Dream die Zähne ausbeißen. Das tut sie mit so viel Elan und Scharfzüngigkeit, dass der Roman trotz aller politicalness eine Menge Spaß macht. Damani ist eine spannende Protagonistin, der man trotz oder gerade Wegen ihrer rauen Schale, die Daumen drückt. Das Finale der Geschichte liest sich fulminant und macht dem Buch, das nur unter wenigen kleinen Längen leidet, alle Ehre.

Fazit: Eine große Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche, feministische und vor allem unglaublich relevante literarische Spektakel.