Verdeutlichte Privilegien

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Damani ist Fahrerin. Sie nimmt jede Fahrt mit, tut was sie kann und kommt trotzdem nicht über die Runden. Die Rechnungen stapeln sich und die Unzufriedenheit wächst - nicht nur bei ihr. Die Stadt ist in Aufruhr, Communities verdichten sich und gehen auf die Straße, doch die große Veränderung lässt auf sich warten. Zwischen dem Aktionismus ihrer Freund*innen und der Pflege ihrer Mutter, fehlt Damani die Energie, aber vor allem die Möglichkeit etwas zu verbessern, obwohl sie die Voraussetzungen dafür mitbringt, denn sie ist gebildet.
Als sie Jolene begegnet, verliebt sie sich nicht nur Knall auf Fall, sondern sieht auch, was es heißt Privilegien zu haben, doch davon profitieren kann sie nicht, denn Jolene missbraucht ihr Vertrauen.
„Dein Taxi ist da“ von Priya Guns ist so wie Literatur sein soll: ins Gesicht schlagend und unfassbar gut. Damani ist eine harte Frau. Alle Frauen in dem Roman sind stark, sogar Jolene, die verdienterweise eher ein Abziehbild einer privilegierten Weißen ist. Die unter den festgefahrenen Machtstrukturen erstarrte Stadt ist der passende Schauplatz für eine Dystopie, die keine ist. Ich weiß nicht, wie viel echt ist, denn vieles hat sich real angefühlt. Weit von Damanis Welt sind wir jedenfalls nicht mehr entfernt und in Vielem sind die Verhältnisse schon erreicht.
Manchmal war ich etwas verwirrt, weil Damani widersprüchlich ist, denkt, handelt, aber genau das macht sie noch greifbarer. Ihre Müdigkeit überträgt sich, ihre Wut wird zur eigenen Wut. Weiße Privilegien werden überzeichnet, weil sie von uns (Weißen) nicht als Privilegien gesehen werden, dafür ist Jolene das perfekte Beispiel. Es ist ein Buch, dass uns zwingt, endlich die Augen nicht mehr vorm strukturellen Rassismus zu verschließen. Und dazu noch eine queere Liebesbeziehung. Einfach ein unfassbar gelungener Roman!
Das ist erst Priya Guns’ Debüt, was soll da noch kommen?