Falsche Samariter

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Der Münchner Kommissar Dühnfort und seine Kollegin Kirsten vernehmen Katja Behringer, Moderatorin eines Privatsenders. Sie wird beschuldigt, ihren Freund getötet zu haben. Katja Behringer streitet das ab. Szenenwechsel, die illegal in Deutschland lebende Putzfrau Elena schnüffelt in den Schränken einer übellaunigen alten Dame, Emily Dreher, herum. Wird sie etwas stehlen, oder geht es um mehr? Clara Lenz besucht im Klinikum rechts der Isar ihren an Alzheimer erkrankten Vater. Der alte Herr war gestürzt und soll bald wieder in die Betreuung seiner Tochter entlassen werden. Als Clara nach dem Besuch wieder zu Hause anlangt, merkt sie, dass jemand in ihrer Wohnung war. Sie sieht sogar noch einen Schatten davoneilen. Zu ihrem Erstaunen stellt sie fest, dass keine Wertgegenstände entwendet wurden. Kurz darauf wird Emily Dreher tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Tote hält in der rechten Hand einen Apfel, in der linken eine Weintraube. Die alte Frau wurde erwürgt. Nun stellt sich für Kommissar Dühnfort und sein Team die Frage, weshalb der Mörder seine Tat in Szene gesetzt hat? Weitere Spuren finden sich nicht, bis Dühnfort eine mysteriöse E-Mail erhält. Der Absender ist ein Unbekannter, der sich der Mann aus Samaria nennt. Er macht auf die Einsamkeit und Hilflosigkeit alter Menschen aufmerksam und dass sie keine Beachtung finden. Allerdings war Emily Dreher nicht so schwer krank und hilflos. Bald ereignen sich weitere Todesfälle älterer, kranker Menschen. Dazu zählt auch Claras Vater. Allen Mordopfern ist eigen, dass sie einen Apfel und eine Traube in den Händen halten. Ein bizarres Kunstwerk oder möchte der Täter etwas Bestimmtes mitteilen? Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass bei allen Todesopfern doch Geld oder Wertgegenstände gestohlen wurden. Nun zweifelt Dühnfort daran, dass der Täter alte Menschen von ihrem Leiden erlösen will. Außerdem stellt sich die Frage, ob der angebliche Samariter Komplizen hat. Ist der unbekannte E-Mail-Schreiber überhaupt der Mörder? Für den Kommissar und sein Team gibt es mehr als genug zu tun. Zu allem Überfluss wird Konstantin Dühnfort auch noch Opfer einer üblen Intrige durch einen Kollegen. Gegen ihn werden interne Ermittlungen eingeleitet. Seine Lebensgefährtin, die Polizistin Gina, hilft ihm durch eine List, sich gegen das Komplott zur Wehr zu setzen. Zu guter Letzt klärt Dühnfort auch die Morde auf.




Inge Löhnig, die Meisterin intelligenter, psychologisch raffiniert ausgeklügelter Romane, lässt Kommissar Konstantin Dühnfort zum sechsten Mal ermitteln. Der Liebhaber italienischer Weine und Zartbitterschokolade wird nun mit dem rätselhaften Tod an alten Menschen konfrontiert. Der sympathische Kriminalbeamte ist mir im Laufe der Krimi-Reihe ans Herz gewachsen. Neben den bekannten Hauptprotagonisten wird die Handlung wieder von vielen Nebenfiguren mit interessanten Charakteren getragen. Besonders angenehm ist mir die freiberufliche Lektorin Clara, die sich aufopferungsvoll um ihren kranken Vater kümmert und eigene Belange in den Hintergrund stellt. Zudem muss sie für die Schulden ihres Ex-Mannes aufkommen und sich gegen ihren geldgierigen Bruder zur Wehr setzen. Die Autorin hat brisante Themen aufgegriffen und in ihrem Buch gekonnt verarbeitet. Dazu zählen Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Vor allem aber kommt die oftmals verzweifelte Lage alter, einsamer Menschen zum Ausdruck, egal ob sie in Altenheimen oder zu Hause leben. Der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen, der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, es wird von der ersten Seite an Spannung aufgebaut. Ein abwechslungsreicher Krimi, voller Atmosphäre, der keiner brutalen Szenen bedarf. Ich kann mich gut in die Lage Claras hineinversetzen. Auch das Privatleben Konstantin Dühnforts und seiner Partnerin Gina kommt nicht zu kurz, ohne einen zu breiten Rahmen einzunehmen. Beide leben noch in ihrer alten Wohnung. Der Blick Dühnforts von seinem Balkon auf den Friedhof und das Grab des Musikers mit dem Engel ist schon legendär. Mit Vorliebe zieht er sich dorthin zurück, um über Probleme nachzudenken. Leicht hat es der Kommissar bei der Aufklärung der Mordfälle nicht. Aber sein Gefühl trügt ihn selten. Er merkt instinktiv, wann er eine falsche Spur verfolgt und findet die richtige Lösung. Wie gewohnt, führt Inge Löhnig die verschiedenen Handlungsstränge am Ende gekonnt zusammen. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung der Krimireihe mit Kommissar Dühnfort und kann das Buch empfehlen.