Wie viel ist ein Leben wert?

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In München scheint es einen Serienmörder zu geben, der alte, pflegebedürftige Menschen tötet und sie dann mit Trauben und Äpfeln in den Händen aufbahrt. Zunächst wird eine alte Frau gefunden, die "Kommandantin", die noch alleine in ihrer Wohnung lebt, allerdings ihre Putzfrau Elena ziemlich herumscheucht. Emily Dreher hat keine Feinde - und doch wird sie ermordet aufgefunden. Der Fall geht an Kommissar Tino Dühnfort und sein Team.
Diese machen sich zunächst auf die Suche nach dem sogenannten Samariter, einem anonymen Hinweisgeber, der mit seiner Mail nicht nur ein Foto der Leiche verschickt, sondern auch verschiedene Artikel zur Situation der Pflegebedürftigen und Senioren.
Während Dühnfort sich vor allem darüber freut, endlich mit seiner Freundin Gina zusammenzuwohnen, diese aber nur selten zu treffen, da beide in ihrer Arbeit stark eingespannt sind, hat seine Kollegin Kirsten große familiäre Probleme - vor allem mit ihrer Tochter Kathi, die glaubt, ihre Mutter habe ihren Vater erschossen.
Familiäre Probleme stehen auch bei Clara im Vordergrund, einer Mittvierzigerin und Lektorin, die sich hingebungsvoll um ihren Alzheimerkranken Vater kümmert. Gleichzeitig muss sie aber auch das Lektorat von Thore Derr übernehmen, einem charismatischen Schriftsteller, der bald auch in ihr Leben tritt.
Sehr obskur sind die Annahmen der weiteren Männer in ihrem Leben: Ihr Ex-Mann Hannes geht davon aus, dass sie als Ex-Ehefrau immer noch für sein Glück und seine Finanzen zuständig ist. Auch der Bruder bildet sich seine eigene Meinung von der Vergangenheit und vom Verhältnis in der Familie. Schuld ist immer der andere - auch Clara soll sich für alles verantwortlich und schuldig fühlen.
Dieser sechste Fall für Kommissar Dühnfort und sein Team ist gut komponiert, wenngleich mir der Anfangsteil mit der Dienstaufsichtsbeschwerde und der internen Ermittlung gegen Dühnfort wegen angeblicher Misshandlung einer Verdächtigen nicht notwendig erscheint.
Auch die vielen familiären Verwicklungen hätten nicht unbedingt sein müssen - oder vielleicht doch, bringen sie doch neue Akzente in das Themenfeld Familie.
"Deiner Seele Grab" ist ein spannender Krimi mit aktueller Thematik - und macht nicht nur Spaß beim Lesen, sondern regt auch zum intensiven Nachdenken an. Sprachlich ist dieser Krimi ebenfalls weitgehend gelungen.