Eine schöne Liebesgeschichte, jedoch ohne Tiefgang

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johannas.chapter Avatar

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Der Einstieg in das Buch fiel mir ziemlich leicht. Anfangs war mir Sadie auch direkt sympathisch, weil sie mir wie eine starke Frau vorkam, die sich nichts gefallen lässt und ihren eigenen Weg geht. Generell war der Anfang wirklich schön, irgendwie frisch und aufregend zugleich, ich hatte ein richtiges Urlaubsgefühl! Relativ schnell ist dieses Gefühl bei mir aber auch wieder abgeebbt. Ich war ein bisschen überrascht, weil die erste „körperliche“ Szene schon ziemlich früh kam im Gegensatz zu anderen Romanen, die ich sonst immer lese. Der Zeitpunkt ist ja grundsätzlich erstmal nicht so wichtig, aber die Häufigkeit ist mir dann doch irgendwann deutlich aufgefallen. Gerade im Mittelteil (oder eher am Anfang des Mittelteils) ging es fast ausschließlich um die körperliche Bindung der beiden - und davon wurde natürlich jedes mal aufs Neue wieder ausführlich berichtet. Natürlich ist das Geschmacksache, aber ich habe es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach als übertrieben empfunden. Gerade, weil ich mir eben etwas ganz anderes erhofft und auch etwas ganz anderes erwartet hatte.
Außerdem ist für mich im Mittelteil auch so ziemlich die Spannung dadurch verloren gegangen. Zum Ende hin wurde es dann zwar nochmal ziemlich spannend, mit Verfolgungsjagd und allem drum und dran. Generell wurde es zum Ende hin wieder etwas besser. Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich ist alleridings auch die Vorhersehbarkeit. Es war zwar zu einem gewissen Grad spannend, aber das ganze Konstrukt war so leicht zu durchschauen, dass ich praktisch von Beginn an eine Vorahnung hatte, die sich letztendlich auch bestätigt hat. Natürlich sind Liebesromane meistens leicht zu durchschauen und das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Genre immerhin auch nicht ausschließlich auf der Spannung. Aber wenn der zentrale Konflikt, auf den dieses Buch aufbaut von Anfang an so gut wie klar ist, nimmt das die Spannung meiner Meinung nach fast vollständig aus der Handlung.


Aber nun zum Setting: Hier gibt es klare Pluspunkte! Besonders gefallen hat mir die französische Riviera, ganz zu Anfang des Buches. Nizza, Cannes und die ganze Gegend dort hat so perfekt zu der Geschichte gepasst! Auch Paris hinterher hat die Stimmung gut eingefangen. Generell muss ich auch sagen, dass ich das Thema, um das sich das Buch dreht (also Luxus, Intrigen und eine gespaltene Familie) unglaublich spannend und interessant finde! Und das hat sich auch über das Buch hinweg an keinem Zeitpunkt geändert.


Auch der Schreibstil von Karina Halle hat mir wirklich gut gefallen. Es war nicht anstrengend und das Buch ließ sich unheimlich locker und flüssig lesen. Die Seiten sind nur so dahin geflogen! Außerdem konnte ich mich wirklich sehr gut in die Handlung, die Charaktere und das Setting hineindenken!


Sadie als Protagonistin hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Ich mag ihre starke Persönlichkeit, und dass sie aus ihren früheren Fehlern lernt, macht sie zu einer wirklich lebendigen Person. Olivier habe ich zunächst als eine sehr charmante und liebenswürdige Persönlichkeit wahrgenommen, allerdings ist er mir im Verlauf der Geschichte zunehmend unsympathischer geworden. Natürlich hatte er oft seine Gründe, aber seinen Onkel (der ehrlicherweise auch wirklich schlimm ist) zusammenzuschlagen, weil man wütend ist, macht meiner Meinung nach keinen sympathischen Charakter aus. Wenn es als Fehler gedacht wäre, aus dem er später lernt, wäre das natürlich toll gewesen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er diese Aktion hinterher bereut hat.
Insgesamt bin ich leider nicht ganz überzeugt von dem Buch und habe mich für 3,5 Sterne entschieden. Ich mochte die Stimmung und den Schreibstil wirklich sehr und es gab natürlich auch viele schöne Stellen. Aber leider gab es eben auch sehr viele Punkte, die mich einfach gestört haben.