Heimatgefühle

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melail Avatar

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Als süddeutsches Mädel vom Land muss ich sagen: das Feeling hier stimmt unheimlich gut. Die Art der Charaktere, sich zu unterhalten, ist auf den Punkt getroffen: "Der Lissi ihre" und ähnliches hat bei mir sofort Heimatgefühle ausgelöst. (Wer allerdings Probleme mit Mundart hat, sollte das Buch vorsichtig genießen. "Der Lissi ihre" und Ähnliches wird sehr oft verwendet und kräuselt ja bekanntermaßen dem Ein oder Anderen die Fingernägel nach oben.)
Aber auch die Gestaltung der Charaktere kommt dem wahren Leben sehr nahe. Es gibt die Person, die alles weiß. Dann gibt es die Person, die so ein bisschen "der Blöde" ist. Oder die, für die alle heimlich schwärmen. Der Außenseiter und der "weise" Alte. Das Gefühl einer Dorfgemeinschaft wird super übermittelt (Inklusive der alten Dorflegenden). Zwischendurch ist man dann doch mehr an den Zusammenhängen zwischen den Charakteren interessiert, als an dem Tod des Herrn Kroisleitner.
Was zu dem Ganzen noch beiträgt ist die örtliche Atmosphäre. Das Wirtshaus am Dorfplatz, die kleinen Läden, die Blumen und Bänke, der Wald, der etwas miefige Geruch, ein bisschen Dreck und das Pflasterstein überall. All das erzeugt für mich - die ich das ja wirklich kenne - eine so bunte und reale Welt, die einem ein bisschen das Gefühl von Urlaub in der Heimat gibt.
Ich muss allerdings sagen, ist der Tod in diesem Buch nicht das, was mich gefesselt hat. Man darf meiner Meinung nach keine hitzige Kriminalgeschichte erwarten, in der man von einem Spannungsbogen zum Nächsten hüpft.
Für mich waren letzten Endes die Charaktere und die Erzählweise ausschlaggebend. Ein bisschen wie eine Heimat-Drama-Komödie!