Wer hier lebt, lebt - vielleicht - länger

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emmmbeee Avatar

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Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod, an diese Kolumne von Bastian Sick erinnert der Titel des Werkes mit dem beschaulich dargestellten Bergidyll, welches das Cover dieses Buches ziert. Beschaulichkeit aber hat wenig zu tun mit dem vorliegenden Krimi, und schon gar nicht mit dem brummigen Polizeiobermeister Frassek im grünen Herz Österreichs. Eigentlich will er sich nur erholen, denn sein Beruf hat ihm in letzter Zeit ein Bein gestellt, dazu familiäre Belastungen, und auch der Umgang mit der Tochter im schwierigen Alter, welche ihn «sowas von alt» findet, hat ihn recht gestresst. Endlich Ruhe finden in der Bergwelt der Steiermark!
Doch ein Todesfall ereignet sich, und der «Piefke» wird sogar zum ersten Tatverdächtigen. Zudem zieht er in Unkenntnis der Berggeher-Tradition auch noch die falschen Klamotten an. Da er jedoch nun mal da ist, muss er letztendlich auch ermitteln. Alt aber will Frassek dabei nicht aussehen, will er sich doch auch vor den örtlichen Kollegen nicht blamieren.
Hinzu kommt noch, dass es kluge Einheimische mit viel Menschenkenntnis gibt, welche die Ohren aufsperren, ihre Beobachtungen machen und sich einen Reim auf die Geschehnisse bilden können.
Sprünge in der Handlung und im Ortswechsel gibt es jede Menge in der Story, nicht nur gesellschaftlich und hoch oben auf den Hügeln der Steiermark, beim Toten Mann, sondern auch unversehens vom Verdächtigten zum Verdachtschöpfenden. Da wird gestorben und fröhlich wieder auferstanden, getratscht und intrigiert.
Einige Male war ich versucht, mir Notizen zu machen, denn an etlichen Stellen geht es ziemlich wirr durcheinander, und ich musste teils ein paar Seiten zurückblättern, um den Faden wieder zu finden. Es gibt so viele Geheimnisse, dass man auf jeder neuen Seite und hinter jedem Stein eine neue Überraschung erwartet.
Mir gefiel die humorige Note, welche durch den Dialekt noch zusätzlich Nahrung erhält. Hier ist eine geniale Verbindung zum Werktitel gelungen. Wahrscheinlich hat dem Kroisleitner sein 104-jähriger Vater, dessen Tod der unmittelbare Anlass für diesen Krimi bot, vom Himmel herab heimlich mitgeschmunzelt. Unwahrscheinlich? Mag sein, aber die ganze Geschichte ist es doch – oder?
Wer die Bayern-Krimis liebt, ob als Serie im Fernsehen oder als Buch, wird auch den "Kroisleitner" lieben.