Die Magie Irlands

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Mit Cecelia Aherns Hörbüchern kann man kaum etwas falsch machen, wenn man ihre Art Bücher mag. Gilt das auch für ihr neuestes Werk „Dem Sturm entgegen“?

Als Enya in einer irischen Regennacht in den Dublin Mountains einem jungen Mann, Ross, nach einem Unfall Hilfe leistet, fühlt sie sich an ihr nahe stehende Menschen erinnert – oder sollte man sagen, Menschen, die ihr nahestanden? Denn eine ist ihre Mutter, die sie schon als Kind in einer ähnlichen Nacht verlor, und der andere ist ihr Sohn Finn, der ihr fremd ist trotz all ihrer Bemühungen. Die Hilfe bzw. Ross‘ Ähnlichkeit mit Finn löst etwas in ihr aus, sie müsste sich ihren Lebensthemen stellen, sucht ihr Heil aber in der Flucht in eine Landarztpraxis, wo die Magie Irlands sie heilen soll. Was wird siegen? Magie oder Sturm?

Wer schon (einige) Bücher Aherns gehört hat, wird wissen, dass sie ab und an mystisch-transzendentale Aspekte in ihre Geschichten packt und diese mit sehr weltlichen Problemen, die letztlich jeder in seinem Leben wird erleben müssen, verwebt: Trauer, Verlust und deren Verarbeitung. So auch hier: Ihrer Protagonistin Enya legt sie ein schweres Paket auf die Schulter, denn sie und ihre Schwester verlieren früh und auf tragische Weise ihre Mutter. So etwas zeichnet Menschen und sie werden vermutlich für den Rest ihres Lebens damit zu kämpfen haben. Irgendwann spült ein Ereignis diese Kämpfe hoch, solange sie nicht wirklich ausgekämpft sind – und genau in diese Situation katapultiert Ahern Enya und lässt sie mit Flucht aus der Situation reagieren. Doch an dem Ort, an den sie flieht, wird sie erst recht mit ihren Dämonen konfrontiert, kommt aber auch in Kontakt mit irischen Traditionen, die schon ihre Mutter pflegte, sodass sich Kreise schließen. Das wirkt authentisch, weil viele Menschen genau so etwas schon erlebt haben und ja, natürlich ist die Erkenntnis, dass weglaufen nicht hilft, (psychologisch) nicht neu, aber gut erzählt. Denn Ahern entwickelt sich weiter: Obwohl die Geschichte zahlreiche düstere Elemente hat, wirkt sie nicht deprimierend, sondern weckt Hoffnung, was nicht zuletzt an Aherns Schreibstil liegt, der vor allem in Dialogen immer eine leichte Prise Humor mitbringt, sodass sie trotz aller Emotionalität nicht ins Kitschige abdriftet. Genau diesen Ton bringt Sandrine Mittelstädt mit ihrer Stimme und Vortragsart sehr gut rüber. In dieser Geschichte gefiel mir zudem, „wie viel Irland“ sie mit reinbringt – wer das Land kennt, weiß um echte Regenfälle, Frauenschwimmen, Landarztpraxen. Das machte es für mich sehr lebendig und doch kommt es nicht an meinen all time favourite von ihr ran, weshalb ich (schweren Herzens) die 4,5 Sterne auf 4 abrunde.