Eine sehr nachhaltig wirkende und eindrucksvolle Geschichte

Das Buchcover ließ mich schon erahnen, dass es um eine junge Frau geht, deren Lebensweg von 2 Männern begleitet wird. Nach der Leseprobe war es bereits für mich sehr spannend, zu erfahren, was es genau damit auf sich hat. Elisabeth, 18-jährig, wird an den wesentlich älteren Ernst-Wilhelm verheiratet, der kurz nach der Heirat in Tokio an der Botschaft einen Posten bekleidet. Elisabeth folgt ihm mit sehr gemischten Gefühlen, um ihre Rolle als Ehefrau einzunehmen, einerseits froh, dem elterlichen Zuhause, besonders dem Vater, zu entkommen, aber auch mit Scheu und Neugier auf ein für sie völlig fremdes Land. Es dauert eine Weile, bis Elisabeth sich von alten Zwängen und der strengen, elterlichen Erziehung lösen kann, so dass sie nach und nach etwas freier in ihrem Handeln und auch langsam etwas vertrauter mit ihrem Ehemann wird. Ein Freund von ihrem Mann, Alexander, weckt zunehmend Elisabeth's Interesse, aber dann überschlagen sich die Ereignisse in der Botschaft und auch Elisabeth bekommt die Schattenseiten in Zeiten des Krieges zu spüren. Hatte sie zuvor in Tokio noch ein angenehmes Leben als Diplomatengattin, wird nun eine schwere Zeit auf sie zukommen. Später, mit nunmehr 95 Jahren, schreibt Elisabeth ihrer Tochter einen Brief, da sie es besser schafft, das Erlebte für sie nieder zu schreiben und dieser Brief wird gleichzeitig Lebensgeschichte und Beichte von der sehr betagten Elisabeth. Als Leserin konnte ich mich jederzeit gut in Elisabeth einfinden, sowohl während ihrer ersten Zeit in Tokio als auch später. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und stimmig. Die Charaktere sind so sorgfältig ausgearbeitet, dass man für alle Hauptpersonen Empathie und Interesse entwickeln kann, trotz nicht gerade konventioneller Lebensweisen. Die immer wieder sehr anschaulich und lebendig geschilderten Situationen, gerade auch, wenn es heikel wird, haben mich nur so durch das Buch fliegen lassen. Eine wirklich großartige Geschichte, die mich sehr berührt hat.