Großartiger Roman

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Elisabeth wird mit 18 Jahren von ihrem Vater regelrecht verkauft, weil dieser dadurch im Beruf Karriere machen kann. Sie wird gezwungen, den 39jährigen Ernst Wilhelm zu heiraten und ihm wenige Tage später nach Japan zu folgen.
Ihre Ängste vor der Ehe mit einem so viel älteren und fremden Mann erweisen sich jedoch als unbegründet. Ernst Wilhelm ist zurückhaltend, höflich und großzügig, zeigt aber keinerlei Interesse an ihr als Frau, da er nur geheiratet hat, um als Diplomat Karriere zu machen. Elisabeth ist erst einmal erleichtert. Aus einer zurückhaltenden und scheuen jungen Frau wird im Laufe der Zeit eine selbstbewußte Diplomatengattin, die brillant die ihr gestellten Aufgaben meistert und fest an Ernst Wilhelms Seite steht. Über ihr seltsames Eheleben macht sie sich wenig Gedanken. Das ändert sich, als Alexander, ein Freund ihres Mannes, auftaucht. Der bringt ihr Gefühlsleben gehörig durcheinander und durch ihn lernt sie die wahre Liebe kennen.

Weder Ernst Wilhelm noch Alexander befürworten die Machenschaften von Hitler, doch in der Botschaft schreitet die Nazifizierung des Personals immer weiter voran und die Situation wird immer schwieriger. Als die beiden Männer vom japanischen Geheimdienst tagelang beobachtet werden und Alexander sogar als angeblicher Spion ins Gefängnis muss, spitzt sich die Lage so zu, dass Elisabeth und Ernst Wilhelm nach Peking ins Exil fliehen. Erst nach Kriegsende kehren die beiden ins zerstörte München zurück und versuchen, sich wieder eine Existenz aufzubauen. Von Alexander wissen sie nur, dass er verurteilt und gehängt wurde.

Katharina Seewald ist mit diesem Roman ein großartiges Werk gelungen. Sie verknüpft die geschichtlichen Verstrickungen zwischen Deutschland und Japan und die Wirren und entsetzlichen Folgen des 2. Weltkrieges geschickt mit der Schilderung einer außergewöhnlichen Dreierbeziehung, die trotz einiger unausgesprochener Geheimnisse wunderbar funktioniert. Alle während des Lesens aufgetauchten Fragen werden am Ende des Buches beantwortet, so dass sich der Kreis wieder schließt.

Elisabeth, Ernst Wilhelm und ihr kleiner Kater Mütze sind mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen, so sympathisch wurden sie dargestellt. Auch die bildhafte Sprache, die poetische Beschreibung der Ereignisse haben mich von Anfang an fasziniert. Ich fühlte mich mitten in die Umgebung und die jeweilige Situation hineinversetzt. Immer mal wieder hat mich die Ausdrucksweise der Autorin so begeistert, dass ich den jeweiligen Satz zwei- oder auch dreimal gelesen habe.

Dieses Buch werde ich sicher noch ein zweites Mal lesen und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.