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sago Avatar

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Ich bin immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Themen. So hat mich dieser Roman über das Leben deutscher Diplomaten in Tokio zur NS-Zeit angesprochen. Auch der Buchumschlag ist schön gestaltet, greift er doch die in der Story dargestellte Dreiecksgeschichte zwischen zwei Männern und einer Frau auf. Allerdings sind die Männer auf dem Umschlagbildbild sehr altväterlich geraten, was zu der Figur des verwegenen Alexander Arendt gar nicht passt. Die Frau ist extrem groß und erinnert daher nicht an die Ich-Erzählerin Elisabeth, die von Alexander zärtlich "Zwerg" genannt wird.

Elisabeth wird mit von ihrem ehrgeizigen Vater regelrecht an Ernst Wilhelm von Traunstein verkauft. Dieser muss dringend vor den Nazis außer Landes fliehen, obwohl er kein Jude ist. Die wahren Gründe für die Flucht erschließen sich erst am Ende des Romans, obwohl ich sie sehr schnell vermutet habe.
Aufgrund der Beziehungen seiner Familie wird Ernst Wilhelm Botschafter in Tokio. Entgegen Elisabeths Ängsten entpuppt er sich als liebenswerter Mann, der sie jedoch nie anrührt. Fasziniert ist Elisabeth von seinem Freund Alexander. In der Figur des Alexander verarbeitet die Autorin die Geschichte des deutsch-russischen Spions Richard Sorge, der mir bisher gar kein Begriff war. Elisabeth verliebt sich bald leidenschaftlich in Alexander. Dies beschreibt Frau Seewald ebenso eindringlich und kunstvoll wie die exotische Kulisse Tokios. Dennoch habe ich mit den Protagonisten nicht so intensiv mitgefiebert, wie in manch anderem Roman. Obwohl sie sehr individuell gestaltet sind, habe ich eine gewisse Distanz empfunden. Dies mag an der Zeit gelegen habe, in der viele Dinge, die heute als alltäglich gehandhabt werden, totgeschwiegen werden mussten.
Besonders gefallen hat mir als Katzenfreundin, dass auch zwei Kater in der Geschichte eine Rolle spielen.
Die Einflüsse des Naziregimes fand ich sehr gut dargestellt. Einerseits durchdringt die Ideologie selbst in Tokio alles, wie etwa das Weihnachtsfest. Andererseits tritt das politische Geschehen zwangsläufig hinter persönlichen Tragödien oft genug zurück. Das fand ich sehr realistisch geschildert.