Liebe in stürmischen Zeiten

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enzian Avatar

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Es ist das Jahr 1934, als die 18-jährige Elisabeth von ihrem Vater gezwungen wird, den 20 Jahre älteren Ernst Wilhelm von Traunstein innerhalb von zwei Tagen zu heiraten. Sie ist es gewohnt, ihrem tyrannischen Vater zu gehorchen und weiß, dass ihr nichts anderes übrig bleibt. Ernst hat aber auch keine andere Wahl, als die Heirat mit der Tochter eines Angestellten seines Vaters. Er muss sich so seinen Posten als Diplomat des Deutschen Reichs in Tokio sichern. Die genauen Gründe hierfür soll Elisabeth erst Jahrzehnte später erfahren, als Ernst schon nicht mehr lebt. So begibt sich die junge Frau auf die lange Reise von München nach Japan. In Tokio angelangt, gewöhnt sie sich schnell an ihr Leben als Diplomatengattin, an die fremde Stadt und findet in dem zurückhaltenden Ernst einen liebevollen Begleiter. Mehr aber auch nicht. Das soll sich mit der Ankunft des Journalisten Alexander, eines Freundes von Ernst, ändern. Er beeindruckt Elisabeth sehr, zu dritt unternehmen sie vieles gemeinsam. Gleichzeitig breitet sich die nationalsozialistische Ideologie innerhalb der deutschen Botschaft immer weiter aus, der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Auch an Japan gehen die Geschehnisse nicht spurlos vorüber und bald werden Ernst und Alexander, beide keine Nazis, vom japanischen Geheimdienst beobachtet. Dann wird Alexander unter Spionageverdacht verhaftet und zum Tode verurteilt. Ernst und Elisabeth müssen nach Peking, ins Exil an die dortige Botschaft. Sie sollen dort das Kriegsende abwarten.

Mich hat schon lange kein Roman mehr so fasziniert wie dieser. Die Autorin versteht es durch ihre bildhafte Sprache meisterhaft, den Leser zu fesseln. Zudem greift sie ein interessantes, für mich bislang nahezu unbekanntes Thema auf, die Zeit des 2. Weltkriegs in Japan. Sie verknüpft gekonnt historische Tatsachen mit dem nicht ganz unkomplizierten und manchmal gefahrvollen Leben ihrer Protagonisten. Es ist ein Vergnügen, die junge, unerfahrene Elisabeth auf ihrem Weg zu einer zielbewussten Diplomatengattin zu begleiten. Zunächst nur froh, ihrem tyrannischen Vater entflohen zu sein, identifiziert sie sich schnell mit ihren neuen, repräsentativen Aufgaben und entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit. Sie vergisst aber auch nicht, am Schicksal der einheimischen Bevölkerung Anteil zu nehmen. Die Autorin hat eine Vielzahl interessanter Charaktere geschaffen, sympathische genauso wie unsympathische. Darüber hinaus bleibt die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite erhalten, Geheimnisse werden erst am Ende des Romans gelüftet.

Ich spreche für dieses gefühlvolle Buch eine klare Kaufempfehlung aus!