Aufwachsen in einem kaputten System

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Damon "Demon Copperhead" Fields wächst in Virginia bei seiner drogensüchtigen Mutter in einem Trailerpark auf. Damon muss viel zu früh den Part des verantwortungsvollen Erwachsenen übernehmen, sodass sich das Eltern-Kind-Verhältnis umdreht. Erste Erfahrungen mit Gewalt durch seinen neuen Stiefvater werden unterbrochen von der Wärme und Fürsorge seiner älteren Nachbarn, bei denen er zu erahnen beginnt, wie schön Familie sein kann.
Nach einer Reihe unglücklicher Umstände fällt Demon (wie er sich ab diesem Moment nur noch nennt) in die staatliche Obhut und ein sicheres Zuhause liegt in ungreifbarer Nähe. Die einzige lebende Familienangehörige ist seine Großmutter Betsy. Demon macht sich auf die Suche nach seiner Großmutter, ohne zu wissen, ob diese überhaupt noch lebt.
Die Leserschaft begleitet Demon auf seinem Weg von einer Pflegestelle zur anderen, wird Zeuge erster Verliebtheiten und vieler kleiner Chancen auf echte Perspektiven.
Ich habe keine Ahnung, wie es Barbara Kingsolver geschafft hat, einem kleinen Jungen aus den Wäldern Virginias eine so echte und lebendige Stimme zu verleihen. Als Lesende*r kann man einfach nichts anderes tun, als sich ab der ersten Seite dem unheilvollen Lebensweg dieses unfassbar charismatischen Jungen hinzugeben.
Demon Copperhead ist die Version von Charles Dickens "David Copperfield", hätte dieser zur Zeit der US-amerikanischen Opioidkrise gelebt und nicht im viktorianischen England. Ganz große Leseempfehlung!