Die Schriftstellerin beschreibt das Elend dieses Landstrichs und findet dennoch immer einen humorigen Unterton

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Seine drogenabhängige 18-jährige Mutter bringt Demon in Bewusstlosigkeit zur Welt. Er überlebt nur, weil eine Nachbarin zufällig vorbeischaut. Sein Vater, ein Melungeon, ein abwertender Begriff für Menschen mit gemischtem ethnischem Hintergrund, ist zu dieser Zeit bereits tot. Er wächst auf in einem Trailerpark in den Wäldern Virginias. Die Mutter hat einige Jahre ihre Drogensucht mal mehr mal weniger im Griff. Dennoch lernt Demon schnell, sie zu beobachten, die Zeichen zu erkennen, sie schlafend in die Seitenlage zu bringen, damit sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Er trägt jung Verantwortung, bis ein herrschsüchtiger Stiefvater in sein Leben tritt und die fragile Zweisamkeit ins Wanken bringt. An seinem elften Geburtstag ruft man ihn ins Direktorat seiner Schule. Er hofft auf Glückwünsche. Stattdessen sitzt da eine Sozialarbeiterin, die ihm sagt, dass seine Mutter an einer Überdosis Oxycodon gestorben ist. Er kennt die Droge noch nicht, dennoch wird sie ihm mehr als einmal das Leben zerstören. Es folgt eine Odyssee durch Pflegefamilien, in der Hunger, Ausbeutung und Kinderarbeit vorherrschen. Bis er eines Tages abhaut, um die Familie seines Vaters zu suchen. Er findet eine Ersatzfamilie, feiert Erfolge als Footballspieler und verliebt sich. Immer wieder leuchtet ein Silberstreifen am Horizont, doch die Drogen ziehen ihre Bahnen und kreuzen fortwährend seinen Lebensweg.
Demon möchte nur einmal das Meer sehen und scheitert doch wiederholt an der Unzulänglichkeit seiner Mitmenschen. Dank seiner Gutmütigkeit, freundlichen und humorvollen Art ist er mir sehr ans Herz gewachsen. Die Schriftstellerin beschreibt das Elend dieses Landstrichs, deren Einwohner die US-Amerikaner Hillbillys, Hinterwäldler nennen, aus eigener Erfahrung, denn sie ist selbst in dieser Gegend aufgewachsen. Die Aussichtslosigkeit der jungen Leute, der Kranken, die als Versuchskaninchen der Pharmariesen dienen und die massenhaft in die Abhängigkeit von Schmerzmitteln driften. Dennoch findet sie immer einen leichten und humorigen Unterton, den ich allerdings als Kritikpunkt anbringen möchte. Denn die im Roman beschriebene Sucht, die in Demons Umfeld wütet, ist eine sehr ernste Krise.