Howdy Demon

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hannahreads Avatar

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Um eine Angst schon vorab auszuhebeln: man muss David Copperfield nicht gelesen haben, um Demon Copperhead zu genießen. Eröffnet es eine neue Perspektive. Definitiv. Copperfield beschäftigt sich mit der institutionellen Armut in England und Barbara Kingsolver verschifft diesen Fragestellung in die Südstaaten der USA. Hier geht es um Hillbillies, Hinterwäldler und Drogen. Mitten in diesem Sog wächst Demon Copperhead auf. Klar und mit viel Gespür für ihre Figuren und ihr Setting führt Kingsolver durch Demons Leben. Hätte es dafür über 800 Seiten gebraucht? Meiner Meinung nach nicht und das ist schon der erste meiner Wermutstropfen. Nur wenige Geschichten brauchen so viele Seiten und obwohl Kingsolver stets eine große Qualität hält, war die Geschichte an einigen Stellen für mich zu lang. Der zweite Wermutstropfen ist für mich, dass Kingsolver einerseits Klischees und Stereotypen kritisiert und hinterfragt, andererseits diese an vielen Stellen reproduziert (drogenabhängige Mütter, Football, Teenie Schwangerschaften). Hier fehlte mir an manchen Stellen die Perspektive oder gezieltere Einordnung (und das bei über 800 Seiten!). Das inhaltliche Highlight bleibt aber wie gut Kingsolver zu Epidemie der Schmerzmittel und damit auch Sucht in den USA einfängt und Oxycontin zum größten Bösewicht des Romans macht. Schlussendlich ist Demon Copperhead ein gutes Buch, das eine Mischung aus A Little Life und Forrest Gump darstellt, ohne jemals so viel Schmerz oder Humor wie diese beiden großen der Popkultur zu entwickeln.