(K)ein neuer großer, amerikanischer Roman

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Ich hatte so einige Schwierigkeiten mit Barbara Kingsolvers neuem Werk, manche mögen es gar als ihr Magnum Opus bezeichnen: „Demon Copperhead“. Handlung und ebenso Titel sind ein wenig Dickens Geschichte über David Copperfield angelehnt. Ein Junge wächst bereits mit Schicksalsschlägen auf, kämpft sich durch ärmliche unsägliche Verhältnisse. Es ist im Grunde „nur“ eine Lebensgeschichte. Coming of Age bespickt mit „Slice of Life“, wobei die Slices hier besonders groß und ausschweifend sind.

Und das ist es, was andere begeistert und sie in einen Sog zieht, mich aber stets hinterhergeschliffen hat: Barbara Kingsolver lässt sich Zeit. Seite um Seite, Kapitel um Kapitel fühlte ich mich an „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara erinnert, in welchem der Leser die tragischen Lebensumstände des Protagonisten präsentiert bekommt. In Yanagiharas Buch waren mir jedoch alle Charaktere, sogar Nebenfiguren, näher als jegliche in Copperheads neuem Roman. Zwischen mir und Demon war immer eine Distanz, dessen Ursprung ich im Schreibstil zu finden versuchte. Denn es folgen Sätze auf Sätze, die keinen inhaltlichen Zusammenhang haben. Stakkato statt Lesefluss. Klar, Kingsolvers Einfallsreichtum und Mut spürt man, aber der rote Faden innerhalb eines Kapitels bestand eher aus kurzen, abgeschnittenen Garnresten.

„Demon Copperhead“ hat mich ganz schön herausgefordert. Dabei war ich anfangs Feuer und Flamme, die Erwartungen waren hoch. „Das könnte mein neuer Lieblingsroman werden“, dachte ich in den ersten Zügen sogar. Ich bin mir sicher, dass der Roman die breite Masse erreichen und viele sogar begeistern kann, Demon und ich werden so schnell aber leider keine Freunde.