Klug, schrecklich und atemberaubend

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leasophia Avatar

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Erst mal musste ichs schaffen, auf die Welt zu kommen.
Eine ordentliche Menge Leute war dabei und hat zugesehen, und das immerhin mussten sie mir lassen: Bei dieser Sache hatte ich den härtesten Job, denn meine Mutter war, sagen wir einfach, nicht ganz da.

„Demon Copperhead“, das hört man vielleicht schon aus dem Titel heraus, ist eine moderne Adaption des Dickens-Klassikers „David Copperfield.“
Damon Fields, von allen nur Demon Copperhead genannt, hat das Aussehen seines Vaters geerbt. Den hat er allerdings nie kennengelernt, sein Erzeuger wird für das Kind immer ein Mysterium darstellen. Er wächst in einer Trailersiedlung in den Wäldern Virginias auf. Da ist die Mutter, bei seiner Geburt selbst noch ein Teenie und zudem Alkohol- und drogenabhängig. Da sind die Nachbarn ,die Peggots, die sich um Mutter und Sohn kümmern. Grundsätzlich hat der Junge eine glückliche Kindheit voller gesunder Naivität. Die ersten Jahre bestehen aus Spielen mit seinem Kumpel Maggot und kümmern um seine Mom. Es ist ein Leben zwischen Schule, Kirche und Walmart. Während der Junge in den Ferien ist, heiratet seine Mutter. Mit dem Einzug Stoners, des "Professors für Laberkunde" wird aus dem Zuhause eine Kampfzone. Als er 10 Jahre alt ist, eskaliert die Situation mit seinem Stiefvater und er landet in der Obhut des alten Crickson. Die drei Pflegejungs, Demon, Tommy und Swap-Out halten zusammen. Der älteste, Fast Forward, ist ein Vorbild für die Jungs, sie möchten ihm unbedingt gefallen. Besonders für Demon wird er zum Idol, zum gefeierten Helden, der alles zu schaffen scheint. Demon lebt von der Hoffnung, bald wieder zu seiner Mutter zu dürfen. Doch stattdessen landet er in der Falles des Jugendamtes, wo er von einer in die nächste Pflegefamilie gereicht wird. Bis er genug hat und abhaut. Sein Ziel: die einzige noch lebende Verwandte finden. Seine Großmutter. Doch die hasst alle Männer außer ihren Bruder und schickt ihn deshalb zu Coach Winfield, dem Trainer der berühmten Lee County Generals. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter hat er ein Zuhause. Eine Familie, der er wichtig ist. Und so wird aus dem Kind ein Mann. Doch kann das Glück anhalten?

„Das ist der Sieg, den ich errungen habe, wenn es denn einer ist. Ich fülle mich wie eine Schüssel unter einem tropfenden Wasserhahn. Ich fülle mich mit Hass und warte.“

Das Buch ist ein Klopper, doch die Geschichte erzählt sich wie von selbst. Wir begleiten Demon, der seine Mutter pflegt, der von Pflegefamilien ausgenutzt wird, der trotz all der Tragik seinen Humor nicht verliert. Wir lachen mit ihm und weinen. Und freuen uns so sehr, wenn es ihm endlich gut geht und alles sich zu fügen scheint.
Barbara Kingsolver hat David Copperfield ins Amerika des 21. Jahrhunderts geholt. Klug, schrecklich und atemberaubend. Bitte lesen!