Lest dieses Buch

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Wenn ihr dieses Jahr nur ein Buch lesen wollt, dann lest dieses!
Demon Copperhead wurde mit dem Pulitzer und dem Women‘s Prize for Fiction ausgezeichnet und die Kritiken waren durchwegs positiv. Ich kann euch nur sagen: das Buch ist sogar noch viel besser. Es ist eines dieser Bücher, auf die man immer gewartet hat und die man nie mehr vergisst.
Demon Copperhead heißt eigentlich Damon Fields. In seiner Heimat, Lee County in Virginia erhält jedoch jedes Kind spätestens im Kindergarten seinen Spitznamen, den es von da an nicht mehr loswird. Demons Mutter bekam ihn als Teenager, sein Vater starb noch vor seiner Geburt. Ein Trailer ist das Zuhause der beiden und Demons Kindheit ist trotz der Drogen- und Alkoholabhängigkeit seiner Mutter sehr glücklich. Bis eines Tages Stoner auftaucht, der bald darauf Demons Stiefvater wird und mit brutaler Gewalt versucht, Demon gefügig zu machen. Bald darauf stirbt die Mutter an einer Überdosis und Demons Reise durch verschiedene Pflegefamilien beginnt, bis er schließlich selbst süchtig wird.
Demons Schicksal ging mir sehr nahe. Der Weg in die Abhängigkeit ist für ihn praktisch vorgezeichnet. Dass er nicht daran zugrunde geht, hat er eigentlich nur seinem unglaublich starken Überlebensdrang, seinen Glauben an eine bessere Zukunft und einer Handvoll Personen, die an ihn glauben, zu verdanken.
Nach der Lektüre dieses Romans habe ich eine ganz andere Sicht auf Amerika, ist mir völlig klar, warum es dort solche Probleme mit Medikamentenabhängigkeit gibt. Auch meine Sicht auf viele Menschen dort hat sich geändert. Besonders prägend war ein Zitat: „Das ist es, was ich zu all diesen schlauen Leuten mit ihren Hillbilly-Witzen sagen würde, wenn ich könnte: Wir sind in der Kabine. Wir können euch hören.“
Demon Copperhead ist auch durch Demons Stimme, durch seine Art zu erzählen etwas so Besonderes. Er lässt nichts aus in seiner Geschichte, er erzählt alles völlig schonungslos. Gleichzeitig ist er aber auch der kleine Junge, den man eigentlich nur in den Arm nehmen und dem man sagen möchte: alles wird gut.
Dicke Bücher haben oft die Eigenschaft, dass sie zu dick sind, etliche Seiten hätten gestrichen werden können. Dies ist hier nicht der Fall, hier ist kein einziges Wort zu viel. Es gab Stellen (besonders die mit dem Erdnussbutterglas), an denen hätte ich am liebsten aufgehört zu lesen, einfach weil sie so schlimm waren. Aber die Hoffnung, dass sich irgendwann alles zum Guten wendet, ließ mich weiterlesen.
Demon Copperhead ist bereits jetzt ein genauso großer Klassiker wie sein berühmtes Vorbild David Copperfield, an das er eine Hommage ist. Letzteren habe ich übrigens nach der Hälfte abgebrochen, denn dort waren es zu viele Seiten.