mein Highlight des Jahres

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nikomiko Avatar

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Ein gutes Buch ist leider nie lang genug. Egal wie viele Seiten das Buch hat, am Ende bleibt trotzdem das Gefühl, dass man die ProtagonistInnen noch eine Weile begleiten würde. Auch wenn das Buch über 800 Seiten lang ist.

"Demon Copperhead" ist aus der Ich-Perspektive von Demon erzählt. Er ist ca. 20 Jahre alt und, wenn man glauben würde, dass sein Leben erst anfängt, hat er so vieles schon erlebt, dass er ein dickes Buch füllen kann.
Wir begleiten Demon, seit er geboren ist, bis er ca. 20 Jahre alt wird. Sein Vater stirbt kurz vor Demons Geburt und Demon lebt nur mit seiner Mutter in USA in Virginia. Weil die Mutter von Drogen abhängig ist, wird Demon, auch wenn er nur ein Kind ist, auf die Mutter aufpassen, dass sie jeden Tag aufsteht und in die Arbeit geht. Alles verschlimmert sich, als die Mutter einen neuen Mann heiratet, Stoner, der glaubt, die Erziehung macht man mit den Fäusten.
Ab nun wird Demon vom Jugendamt genommen und weil das Jugendamt nicht wirklich aufpasst, was mit den Kindern passiert, wird ab jetzt Demon nur auf sich selbst gestellt.

Wichtig finde ich aber, dass Demon und seine Freunde eigentlich repräsentativ für die Menschen in den ärmeren Schichten in den USA, vor allem Virginia, sind. Barbara Kingsolver schreibt nicht nur über Demon, sondern über alle armen Kindern und alle armen Menschen, die wenig Auswahl im Leben haben. "Demon Copperhead" ist eine Gesellschaftskritik, die sich mit der Armut, Jugendamt, dem schlechten Gesundheitssystem, Gewalt und Drogen- und Medikamentensucht auseinandersetzt.

Alle sind Menschen wie wir, das sieht und fühlt man schon bei der ersten Liebe. Aber leider reicht das nicht, um die Lebensumstände leichter zu machen.
Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd, manchmal mit Humor gesprüht. Barbara Kingsolver schreibt aus der Ich-Perspektive von Demon. Als Kind sieht Demon die Welt so wie sie ist und erzählt es treu, ohne etwas zu bewerten. Die Bewertung entsteht erst im Kopf des/der Lesers/Leserin und ist nur noch herzzerreißender, als man das Gesamtbild versteht.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und die meisten sind von Armut betroffen. Das ist auch der Grund, warum, auch wenn sie im Grunde gute Menschen sind, können sie manchmal nur begrenzt helfen.

Ich kann leider keine Stelle nennen, die mir am meisten gefallen hat. Das ganze Buch ist nicht nur berührend, sondern aufwühlend, herzzerreißend und dazu voll mit tollen Zitaten. Meine zwei Lieblingszitate: S. 713: Demon über seine Liebe zu Dori „Es ist ein Wunder, dass man das Leben mit nichts beginnt und mit nichts beendet und dazwischen trotzdem so viel verliert.“ und Demon S. 504: "Man sagt, keiner macht dich so fertig wie du selbst."

Ich finde das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin in ihrer Heimat Virginia, wo sie nun auch lebt. Die Autorin zeigt ein unglaublich gutes Verständnis auf die ganze Lebenssituation und man bemüht sich, etwas so gut zu verstehen, nur wenn man es so stark liebt. Und wenn man alles in Worte umsetzen kann, dann haben alle nur was davon gewonnen.

Ein ganz besonderes Buch, ich habe jede einzelnen Satz genossen und 800 Seiten waren mir zu wenig.