Mutter und Sohn im Kampf gegen die Verzweiflung

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amaryllis2 Avatar

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Cover:

Der Titel benennt raumgreifend quasi überdimensioniert, den Namen der Verfasserin und den Namen ihrer Hauptfigur.

Thema und Geschichte:

Ein Baby erblickt das Licht. Es folgen rosarote Sequenzen im Wechsel mit der Suche nach der nächsten Mahlzeit. Das Ende passt irgendwie nicht zum Rest, wirkt wie ein Wunschtraum der Autorin. Barbara Kingslover versteht es, die dennoch reiche Gefühlswelt des Copperheads in Worte zu kleiden. Sind diese seine Rettung. Er ist auch sehr verwurzelt in Lee County, will nicht weg von "seinen Bergen". Immer wieder trifft er auf "zärtliche" und liebevolle Menschen. Es geht auch um seine Resilienz. Oft ernährt er sich von Essensresten der "verwöhnten" Girls in der Schule und seinen Pflegefamilien. Im Nachwort erfährt der Leser, dass autobiografische Elemente von Barbara Kingslover eingebaut sind.

Schreibstil:

In der Trailer-Siedlung wird ganz grob Klartext gesprochen. Damon übernimmt zunächst die Sprache der Nachbarn. Aber eigentlich drückt er sich durch sein Graffiti-Talent aus. Seite 11: "das alles war an einem Mittwoch". Als nichts mehr geht, begibt er sich auf einen Horror-Roadtrip zu seiner Granny, Seite 270, Kapitel 24. Der heilsame Schock verändert jetzt auch seine Sprache.

die Figuren:

Damon liebt seine Mutter/Mom sehr. Doch sie ist schwach.
Die Peggot-Familie liebt das Baby ihrer Mieterin, doch deren Familie ist sowieso schon zu groß. Maggot ist sein bester Freund. Auch hier gab es eine schlimme Tragödie.
Stoner, der zweite Mann seiner Mom, quält Damon . Das verletzt sie, zudem ist sie erneut schwanger.
Die Umerziehung richtet schlimme Schäden an,
das Mutter-Sohn-Tandem wird getrennt.

authentisch:

Bestimmt jeder hat von den Trailern in den USA gehört. Hier kommt ein explizites Beispiel einer zunächst sehr attraktiven und lebensfrohen Teenager Mom, die das Baby ihres Melungeon-Lovers alleine großziehen muss.
Die Melungeons stammen in der Regel von Europäern, Afroamerikanern und nordamerikanischen Indianern ab.

das Buch ist interessant:

Tragik und Schwermut sind niederschmetternd.
Die Liebe ist zwar auch Thema.
Irgendwie klappt die familiäre Unterstützung überhaupt nicht mehr, als Damon zehn Jahre alt wird, Seite 239, "der Prinz des Trailer-Gesindels".
Richtige Vorbilder fehlen, sterben früh oder interpretieren die
Pädagogik völlig falsch.

zur Autorin an sich:

Schildert gesellschaftskritische Themen aus dem Hinterland der USA. Spezifische Problematiken. Hier muß unbedingt etwas passieren.

andere Werke:

-Coyote's wild Dreams (2020)
-Unsheltered (2023)

subjektive Meinung:

Ziemlich heiter beginnt die Story. Hilfreiche Nachbarn lindern die Not. Der Drogenentzug der Mutter funktioniert zunächst. Ein neuer Verehrer macht ihr den Hof. Mommy jobbt bei Walmart, Stoner ist Lastwagenfahrer, verdient sehr gut und die gemeinsame Zukunft scheint sich auch finanziell zu verbessern. Dann bricht alles zusammen. Auch im Umfeld der kleinen Familie gibt es grausame Gewalt gegen Frauen, Seite 59.

Empfehlung für andere Leser:

Wer Gefühlsstudien liebt, wird gut unterhalten. Traurig, zu was Menschen, gerade in dieser abgelegenen Gegend fähig sind. Nichts für sehr sensible Gemüter.