Ein etwas anderer Krimi

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skaramel Avatar

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Harry Svensson ist eigentlich alles, was ein typischer Krimiheld nicht ist: unehrlich, geheimnisvoll und ein ehemaliger Journalist. Eher versehentlich gerät er mitten in die Ermittlung zu einigen Mordfällen, die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben. Er stolpert nach einem missglückten Date in ein fremdes Hotelzimmer und findet eine tote Frau neben einem schlafenden, alten Rockstar. Nur war der Rockstar ganz sicher nicht der Mörder. Umso mehr Harry Nachforschungen anstellt, umso mehr findet er sich in einer Welt aus BDSM und Gewalt wieder, eine Welt, die er selbst auch nur zu gut kennt... Nur war das bisher immer ein Geheimnis, das er nicht preisgeben wollte.

Das Krimidebüt von Mats Olsson ist wirklich vieles, aber nicht gewöhnlich. Er hat einen Antiantihelden, der nicht einmal so beliebt unsympathisch ist wie ein Sebastian Bergmann, sondern einen wirklich gefallenen, alternen Journalisten, der auf Spanking steht. Einen Protagonisten, der noch nicht mal in wirklich wichtigen Momenten, die richtigen Schlüsse zieht und Instanzen in seine Pläne einweiht. Hinzu kommt, dass wir hier keinen typischen 300-Seiten Krimi haben, denn nach den ersten dreihundert Seiten geht es erst richtig los. Mats Olsson legt direkt über 700 Seiten als Messlatte bereit.

Für einen alten Krimifan wie mich klang das fantastisch. Ein Krimi, der mal etwas anders macht, der mehr Lesevergnügen verspricht und alte Regeln aushebelt. Auf der einen Seite tut Mats Olsson das wirklich, auf der anderen verfehlt er seine Ideen leider. 700 Seiten sind wahrlich ungewöhnlich, aber in dem Falle auch etwas übertrieben. An vielen Stellen hätte man gut und gerne kürzen können, denn nicht alles und leider recht viel war gar nicht relevant. Harry denkt und tut viel, aber auch viel, was nicht wichtig ist. Er ist ein streunender, alter Zeitungsmensch, der zwischen Malmö, Stockholm und Kopenhagen seine Runden dreht - immer und immer wieder. Irgendwann wird das leider anstrengend. Es hätte kürzer sein können...

Die Geschichte ist trotzdem gut geschrieben, leider fehlt an manchen Stellen die Spannung. Ist sie oft aufgebaut, verliert sie sich wieder in Unzulänglichkeiten. Viele Gedankengänge oder Zufälle waren mir teilweise zu gewollt und manchmal nicht nachvollziehbar. Es hätte definitiv besser sein können, aber definitiv auch schlechter.

Ich denke, DEMUT war ein solider erster Band mit Harry Svensson. Wer lange ausführliche und ausschweifende Erklärungen, Gedankengänge und Beschreibungen mag, der hat mit Mats Olsson den richtigen Schriftsteller gefunden. Ich denke, es ist ein guter Auftakt, der sicherlich noch für die nächsten Teile Luft nach oben hat!