Nicht so packend wie erwartet

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lunamonique Avatar

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„Demut“ von Autor Mats Olsson bildet den Auftakt zur Thriller-Reihe um den ehemaligen Journalisten Harry Svensson.

Harry Svensson hat seinen Job als Journalist bei einer Stockholmer Zeitung aufgegeben. Eine Weinhändlerin nimmt mit dem angehenden Kneipenwirt Kontakt auf. Der Wein kann nicht überzeugen. Von Ulrika Palmgren erhofft sich Harry mehr. Hat sie die gleichen Interessen wie er? Das Date verläuft anders als erwartet.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Harry erzählt. Harry wirkt sympathisch. Er geht mit seinen speziellen Neigungen vorsichtig um. Alles geschieht nach Absprache. Missverständnisse nicht ausgeschlossen. Zweimal ist er zur falschen Zeit am falschen Ort und wird dadurch in Mordfälle verwickelt. Wie Harry in den Strudel des Täters gezogen wird, ist originell. Humor blitzt bei einer Wende durch. Ein Ex-Journalist kann seine Neugierde nicht abstellen. Nicht nachvollziehbar ist, dass er sich aufgrund seiner Tatort-Dokumentation keinen Rüffel von Hauptkommissarin Eva Mansson einfängt. Welches Motiv steckt hinter den Taten? In Handlungswechseln erhält der Leser Einblick in die Psyche des Mörders. Durch Harrys umfangreiche Recherchen verlangsamt sich das Tempo des Thrillers. Mysteriöse E-Mails ziehen den Kreis um Harry enger. Wer hat beim Katz- und Mausspiel die Nase vorn? Überschneidungen „Täter und Harry“ sorgen für Spannung. Leider ebbt die kurzzeitig fesselnde Atmosphäre schnell wieder ab. Autor Mats Olsson spielt mit dem „Was wäre wenn-Gefühl“, spart aber wirklich packende Szenen über lange Strecken aus. Harry bringt mit seinem Ermittlungs-Alleingang andere in Gefahr. Hier wird Potential verschenkt. Eine Verfolgung lässt für ein paar Momente den Leserpuls hochschnellen. Warum ist die Polizei trotz der Morde derart untätig? Warum wird aufgrund der besonderen Eigenarten des Täters nicht in einem speziellen Milieu ermittelt? Die Antworten, die es im Laufe der Geschichte gibt, sind nicht zufriedenstellend. Privates und ein mysteriöses Mädchen haben Unterhaltungswert. Bei Letzterem bleibt eine Auflösung offen, worauf wohl in den nächsten Bänden eingegangen wird. Die 733 Seiten sind eine Herausforderung. Harry hat es mit einem gefährlichen Psychopathen zu tun, verliert sich aber gegenüber Eva viel zu lange in Heimlichtuerei. Eigentlich unglaublich, dass ein Ex-Journalist einen Serientäter dermaßen unterschätzt. Zumal er immer mehr Details über den Mörder und seine zahllosen Opfer herausfindet. Zum Schluss wartet der Thriller mit einer Überraschung auf. Der Ausklang ist gelungen. Es lässt sich erahnen, dass etwas nicht wie geplant gelaufen ist.

Das Cover verspricht mit wenigen Mitteln Spannung. Der Titel weckt die Neugierde. „Demut“ ist nicht so fesselnd wie erwartet. Hauptfigur und Erzählstil haben aber auch etwas Überzeugendes. Greift der Autor etwas mehr in die Thriller-Trickkiste und hat bei den nächsten Bänden mehr Überraschungen und packende Szenen parat, würde das der Reihe gut tun.