Nach wahrer Begebenheit- Gesellschaftskritik verpackt in einem Kriminalfall

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honigbaerchen Avatar

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Es ist mir zu Anfang nicht leicht gefallen, mich in das Buch einzulesen. Aber je weiter man sich einliest, desto fesselnder wird die Geschichte und auch bedrückender die Aussagen.

Eine junge Frau wird ermordet und schnell bietet sich der Öffentlichkeit und Presse der pensionierte ehemalige Lehrer, Mr. Wolphram, des Elite College "Chapelton" als Schuldiger an, einfach weil er anders ist.
Schnelle Schmierblätter und eine "Online-Kloake" machen ein Raubtier aus ihm, verbreiten für Geld Lügen, schüren den Hass gegen ihn und hetzen das ganze Land auf. Die Presse betreibt Rufmord und macht ihn zum Täter, bevor er überhaupt angeklagt wurde.
Die beiden Ermittler Ander und Gary-wie sie unterschiedlicher nicht sein können- beginnen aber zu zweifeln.

Dabei kennt Ander den Lehrer als einen der wenigen anständigen Menschen aus seiner Zeit als College Schüler in den 80iger Jahren.
Es kommen bei ihm schmerzhafte Erinnerungen hoch.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Die aktuelle und die schlimmen Erinnerungen des Collegeschülers Ander.

Ander wird vor dem College von seinen Eltern "abgekippt" weil es eben Tradition und Vermächtnis ist und die Eltern das gleiche durchmachen mussten.

Es gibt im College einige Alptraum Lehrer, z.B. wie den Doc, Mr.Monk, der ein Sadist ist, kleingeistig und rachsüchtig. Er freut sich, nach "wissenschaftlichem Ansatz" den Jungen Schmerzen zuzufügen.
Jungen mit Stipendium fürchtet er besonders, da sie sich seiner Verformung durch Leute wie ihn widersetzen. Das Umkehren von Störenfrieden nennt er seine Spezialität. Als Jugendlicher war er der "looser" , nun rächt er sich an allen und missbraucht seine Macht. Er nennt es Autorität, Führung und Respekt. Es mündet in einem Pseudo-Hinrichtungsprozess für einen Schüler, der von ihm vor der Klasse erniedrigt wird. Der Doc hat Schüler, die sich von ihm vor den Karren spannen lassen.
Der Rektor unternimmt nichts und nennt es "Episode". Später stellt sich heraus, dass der Rektor, Mr. Goodship , diese schlimme Tradition der Klassenzimmer-Rechtsprechung und Pseudo-Hinrichtung seinerzeit ebenfalls durchgeführt hatte an dem Schüler Mr. Wolphram, weil dieser Schüler mehr wusste als die Lehrer und daher anstrengend war.
Konsequenzen gab und gibt es keine.

Die Eliteschule ist wie ein Miniaturstaat nach Kolonialmodell: Der blinde Rektor an der Spitze -von Beauftragten abgeschirmt von der Realität. Dann Lehrer, die nur arbeiten wollen und dann Aufsichtsschüler mit Sub Aufsichten ,einem Trupp von Reserve-Jasagern. Darunter befinden sich alle anderen.

Das ganze Land funktioniert genauso -oben im Houses of Parliament, bei Banken und auf Landsitzen, auf dem Richterstuhl und auf Rednertribünen.

Die Dinge sind nie ganz vorbei aber es gibt Hoffnung : Es ist nicht zu spät, die Dinge zu verändern.

Das Buch und die Geschichte haben mich sehr beindruckt und auch betroffen gemacht, obwohl es nicht einfach ist, es zu lesen und zu verstehen.
Und zum Schluss der Ausblick auf die Hoffnung einer Veränderung ist ermutigend.