Wortgewaltig, bildreich und erschütternd

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
miian Avatar

Von

Ein wortgewaltiges Werk, welches der Gesellschaft grausam den Spiegel vorhält.
Kurz vor Weihnachten geschieht ein Mord an einer jungen Frau. Ein erster Verdächtiger ist schnell gefunden, in Person von Mr. Wolphram, einem ehemaligen Lehrer an dem College, an das die junge Frau ging, und Nachbar ebendieser. Er ist "anders" und "sonderbar", alleinstehend, kultiviert, stets freundlich und als ehemaliger Englischlehrer ein Meister der Worte. Und zufällig verließ er das College genau dann, als es auch für Frauen geöffnet wurde.
Die Ermittlungen und der Mord treten schnell in den Hintergrund, denn die Medien nutzen jede Gelegenheit um Mr. Wolphram als Monster darzustellen. Mehr und mehr finden sich Nachbarn und ehemalige Schüler, welche ihn für Geld oder auch einfach nur Aufmerksamkeit bereitwillig denunzieren. Dabei tritt auch - zumindest teilweise - zutage, wie damals am College die Jungen gezüchtigt und missbraucht wurden. Untermalt und ausgeschmückt wird die Geschichte durch den Ermittler Ander, welcher selbst Schüler des beschuldigten Lehrers war und dessen Rückblicke in die Vergangenheit und was damals wirklich geschah.
Feinsinnig und bildreich erzählt der Autor, wie Schüler an einem Jungen-College in den achtziger Jahren missbraucht und gezüchtigt wurden und wie "normal" dies damals war. Parallel dazu hält er auch der aktuellen Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt, wie Sensationsgeil Menschen sind, wie schnell Menschen zum Mob werden und wie einfach es ist, Leute zu falschen Anschuldigungen zu bewegen, wenn sie selbst auch nur geringfügig davon profitieren können. Ein Meisterwerk!