Die Leseprobe hat mich berührt, aber auch etwas zwiegespalten zurückgelassen. Das Cover passt sehr gut zur melancholischen und ernsten Stimmung des Buches. Der Schreibstil ist eindringlich und poetisch, allerdings auch stellenweise sperrig, sodass ich mich nicht leicht hineinfinden konnte. Besonders stark fand ich die Passagen, in denen die Zerrissenheit des Bruders zwischen Träumen und Realität beschrieben wird – das wirkt ehrlich und schonungslos. Gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl, dass der Spannungsaufbau eher langsam ist und viel von der Schwere der Sprache getragen wird. Ich erwarte von der weiteren Geschichte ein intensives, vielleicht auch schmerzhaftes Porträt einer gescheiterten Existenz, das mehr Einblicke in die Beziehung zwischen den Brüdern eröffnet. Für mich bisher eine solide, aber nicht überwältigende Leseprobe.