Ein Buch, das lange nachhallt

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amate Avatar

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Schon die ersten Seiten haben mich tief bewegt. Édouard Louis schildert den Tod seines Bruders mit einer schonungslosen Nüchternheit, die gerade dadurch unter die Haut geht. Anstatt in pathetische Worte zu verfallen, beschreibt er das Geschehen beinahe beiläufig – und gerade dieses sachliche Erzählen verstärkt den Schmerz und die Tragik der Situation. 💔

Besonders eindrücklich fand ich, wie Louis die Ambivalenz der familiären Beziehungen einfängt: die Distanz zum Bruder, die ständigen Spannungen, das Nicht-Aussprechen-Können von Gefühlen. Gleichzeitig blitzt zwischen den Zeilen die tiefe Verletzlichkeit und das nie ganz verschwindende Band zwischen Geschwistern auf. Der Kontrast zwischen kindlicher Erinnerung und erwachsener Reflexion verleiht der Erzählung große Authentizität.

Die Sprache ist klar, präzise und gnadenlos ehrlich – typisch für Louis, aber hier wirkt sie noch eindringlicher, weil sie mit so viel persönlichem Schmerz aufgeladen ist. Die Leseprobe lässt erahnen, dass dieses Buch nicht nur eine Familiengeschichte ist, sondern auch ein schonungsloser Blick auf soziale Herkunft, Armut und die zerstörerischen Mechanismen von Hoffnungslosigkeit.

Mich hat die Leseprobe sehr nachdenklich gemacht, und ich bin gespannt (und ein wenig bang), wie Louis diesen persönlichen Absturz literarisch weiter entfaltet. Ein Buch, das sicherlich lange nachhallt. 🌑📖