Hoch geflogen, abgrundtief gefallen
Gleich im ersten Satz auf den Tod eines Familienmitglieds zu kommen, scheint eine französische Sache zu sein. Oder Édouard Louis hat sich ein Beispiel an großen Landsmännern (Victor Hugo, Albert Camus) genommen. Er erzählt von seinem älteren Bruder seit dessen Jugend, den hochfliegenden Träumen, überaus positiven Ansätzen, dann vom immer wiederkehrenden Scheitern, von der Vergeblichkeit, den Tiefschlägen.
Louis erzählt im letzten Teil seiner Familiengeschichte zugleich distanziert und mitfühlend, einerseits weil er die Lebensvoraussetzungen in seinem engsten Umfeld genau kennt und ebenfalls durchlitten hat. Er selbst jedoch durfte mehr Möglichkeiten und Bildung erfahren und hat sich emporgekämpft. Andrerseits sind es seine Nächsten, seine engste Familie, besonders geht es immer auch um seine geliebte Mutter. Mir drängt sich mit jedem Lesen eines seiner Bücher der Vergleich mit Annie Ernaux auf, die ja auch nicht auf Rosen gebettet war und ähnlich schonungslos und klar auf sich selbst und ihre Familiengeschichte blickt und von ihr berichtet. Frankreich, und besonders sein Norden, ist keineswegs eitel Sonne, amour und Badeurlaub, sondern gibt seinen Menschen größtenteils harte Unterlagen für einen Start ins Leben. Wer da nicht gefestigt ist, gerät leicht unter die Räder.
Édouard Louis zeigt deutlich, dass er oft eine berechtigt große Abneigung gegen seinen toten Bruder hatte. Gleichzeitig leuchtet aber auch viel Liebe und Verstehen aus den Seiten. Große Träume, die immer wieder an der harten Realität zerschellen müssen, schneiden auch ins Herz der Familie. Fakt Nr. 1 (bis 16) nennt es der Autor, wenn er auf konkrete Vorkommnisse zu sprechen kommt, immer wieder schiebt er Bemerkungen ein und versucht so, allen Aspekten gerecht zu werden. Er schreibt, ebenso wie Nobelpreisträgerin Annie Ernaux, völlig schnörkellos, nüchtern, in einfachen Sätzen und in transparenten Bildern. Vielleicht gehen die Bücher der beiden deshalb so nah.
Mir hat die Ehrlichkeit gut gefallen, das Illusionslose, Deutliche, Ungeschminkte. Ja, so hart und kalt ist das Leben eben auch, und das in nächster Nachbarschaft. Gewiss keine leichte Strandlektüre, aber man weiß nie, durch welche Umstände man in eine ähnliche Lage geraten kann. Ein Lese-Muss für aufmerksame Menschen unserer Zeit!
Louis erzählt im letzten Teil seiner Familiengeschichte zugleich distanziert und mitfühlend, einerseits weil er die Lebensvoraussetzungen in seinem engsten Umfeld genau kennt und ebenfalls durchlitten hat. Er selbst jedoch durfte mehr Möglichkeiten und Bildung erfahren und hat sich emporgekämpft. Andrerseits sind es seine Nächsten, seine engste Familie, besonders geht es immer auch um seine geliebte Mutter. Mir drängt sich mit jedem Lesen eines seiner Bücher der Vergleich mit Annie Ernaux auf, die ja auch nicht auf Rosen gebettet war und ähnlich schonungslos und klar auf sich selbst und ihre Familiengeschichte blickt und von ihr berichtet. Frankreich, und besonders sein Norden, ist keineswegs eitel Sonne, amour und Badeurlaub, sondern gibt seinen Menschen größtenteils harte Unterlagen für einen Start ins Leben. Wer da nicht gefestigt ist, gerät leicht unter die Räder.
Édouard Louis zeigt deutlich, dass er oft eine berechtigt große Abneigung gegen seinen toten Bruder hatte. Gleichzeitig leuchtet aber auch viel Liebe und Verstehen aus den Seiten. Große Träume, die immer wieder an der harten Realität zerschellen müssen, schneiden auch ins Herz der Familie. Fakt Nr. 1 (bis 16) nennt es der Autor, wenn er auf konkrete Vorkommnisse zu sprechen kommt, immer wieder schiebt er Bemerkungen ein und versucht so, allen Aspekten gerecht zu werden. Er schreibt, ebenso wie Nobelpreisträgerin Annie Ernaux, völlig schnörkellos, nüchtern, in einfachen Sätzen und in transparenten Bildern. Vielleicht gehen die Bücher der beiden deshalb so nah.
Mir hat die Ehrlichkeit gut gefallen, das Illusionslose, Deutliche, Ungeschminkte. Ja, so hart und kalt ist das Leben eben auch, und das in nächster Nachbarschaft. Gewiss keine leichte Strandlektüre, aber man weiß nie, durch welche Umstände man in eine ähnliche Lage geraten kann. Ein Lese-Muss für aufmerksame Menschen unserer Zeit!