so stark

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sonnenblumeberlin Avatar

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„Der Absturz“ ist kein klassischer Trauertext, sondern eine genaue Abbildung eines Lebens am Rand. In kurzen, präzisen Szenen entsteht das Porträt des Bruders: ein Mensch voller Sehnsucht nach einem größeren, helleren Dasein und zugleich gefangen in den Kreisläufen von Armut, Gewalt und Sucht.

Édouard Louis begegnet ihm mit Zärtlichkeit und analytischer Wachheit; er prüft seine eigenen Blickwinkel, statt fertige Antworten zu liefern. Dadurch wirkt das Buch nie pathetisch, sondern unaufgeregt, konzentriert und sehr nah.
Die Sprache ist schnörkellos und rhythmisch, viele Sätze sitzen wie Stiche. Die fragmentarische Form passt zu Erinnerung und Verlust: Brüche, Leerstellen, Wiederholungen, alles wird zum Teil des Erzählens. Auch in der Übersetzung bleibt der Ton klar und ruhig, manchmal fast still und genau das macht es so eindringlich.

Ein leises, starkes Buch über Familie, Verletzlichkeit und die Gewalt von Verhältnissen.

4,5/5 ⭐️