„Als ich vom Tod meines Bruders erfuhr, empfand ich nichts; weder Traurigkeit noch Verzweiflung noch Erleichterung noch Freude. Ich nahm die Nachricht auf wie den Wetterbericht oder wie man jemandem zuhört, der vom Einkaufen im Supermarkt erzählt.“
So beginnt das neue Buch von Édouard Louis, und dieser Anfang macht deutlich, wohin die Reise geht. Er schreibt, wie immer, über seine Familie und sich, diesmal steht sein älterer Bruder im Fokus seines Textes. Dieser Bruder ist mit 38 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben, vor seinem Tod hatte Louis ihn fast zehn Jahre lang nicht gesehen. Ihr Verhältnis war nie eng gewesen, was sicherlich auch am Altersunterschied von neun Jahren lag. Zudem war der Bruder schon früh kriminell, gewalttätig und alkoholsüchtig, ganz anders als der Autor selbst. Louis kreist in seinem autobiografischen Roman um den Tod seines Bruders, versucht, sein Leben zu rekonstruieren und zu erkennen, wann und warum es schiefgegangen ist. Er spricht mit dessen ehemaligen Freundinnen, erinnert sich an Begebenheiten aus der Kindheit, und so entsteht langsam das Bild eines Menschen voller Widersprüche. Gleichzeitig scheint die emotionale Distanz des Autors immer durch, allerdings hatte ich das Gefühl, dass sie dem Buch gutgetan hat. Da er seinem Bruder nie nah war, verlässt er sich nicht nur auf das eigene Gedächtnis, sondern sucht auch nach Antworten in der Literatur und befragt andere Menschen. Vor allem die Erzählungen der ehemaligen Lebensgefährtinnen seines Bruders sind dabei spannend, beschreiben sie ihn doch als extrem liebenswürdig und hilfsbereit und gleichzeitig oft gewalttätig, letzteres nur unter Alkoholeinfluss. Durch dieses Herantasten an den Menschen, der sein Bruder war, entsteht ein vielschichtiges Bild von ihm. Der Text ist nicht so polemisch wie einige seiner früheren Werke, sondern tastender, reflektierter. Das hat mir gut gefallen und ich bin sehr gespannt, was er als nächstes schreiben wird.
So beginnt das neue Buch von Édouard Louis, und dieser Anfang macht deutlich, wohin die Reise geht. Er schreibt, wie immer, über seine Familie und sich, diesmal steht sein älterer Bruder im Fokus seines Textes. Dieser Bruder ist mit 38 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben, vor seinem Tod hatte Louis ihn fast zehn Jahre lang nicht gesehen. Ihr Verhältnis war nie eng gewesen, was sicherlich auch am Altersunterschied von neun Jahren lag. Zudem war der Bruder schon früh kriminell, gewalttätig und alkoholsüchtig, ganz anders als der Autor selbst. Louis kreist in seinem autobiografischen Roman um den Tod seines Bruders, versucht, sein Leben zu rekonstruieren und zu erkennen, wann und warum es schiefgegangen ist. Er spricht mit dessen ehemaligen Freundinnen, erinnert sich an Begebenheiten aus der Kindheit, und so entsteht langsam das Bild eines Menschen voller Widersprüche. Gleichzeitig scheint die emotionale Distanz des Autors immer durch, allerdings hatte ich das Gefühl, dass sie dem Buch gutgetan hat. Da er seinem Bruder nie nah war, verlässt er sich nicht nur auf das eigene Gedächtnis, sondern sucht auch nach Antworten in der Literatur und befragt andere Menschen. Vor allem die Erzählungen der ehemaligen Lebensgefährtinnen seines Bruders sind dabei spannend, beschreiben sie ihn doch als extrem liebenswürdig und hilfsbereit und gleichzeitig oft gewalttätig, letzteres nur unter Alkoholeinfluss. Durch dieses Herantasten an den Menschen, der sein Bruder war, entsteht ein vielschichtiges Bild von ihm. Der Text ist nicht so polemisch wie einige seiner früheren Werke, sondern tastender, reflektierter. Das hat mir gut gefallen und ich bin sehr gespannt, was er als nächstes schreiben wird.