Cold Case - Gelungener Einstieg in eine Krimireihe aus Schweden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mel.e Avatar

Von

Laut Verlagsseite handelt es sich bei "Der andere Sohn" um eine Krimireihe, die in Karlsstadt / Südschweden spielt. Meine Vermutung ist, das sich der Ermittler John Adderly dort häuslich niederlässt, um seine Verpflichtungen innerhalb der Familie nachzugehen, auch wenn ihm die, die ihn verfolgen dicht auf den Fersen zu sein scheinen. John ist in einem Zeugenschutzprogramm des FBI aufgenommen worden, als ein Undercover Einsatz in Baltimore dazu zwingt, eine neue Identität aufzubauen. Es zeiht ihn in die Heimat, wo sein Bruder Billy einem Mord schuldig gesprochen wird. Aus Mangel an "echten" Beweisen wird er freigelassen, aber der Fall wieder aufgerollt. Es ergebe sich letztendlich einige Fehler innerhalb der damaligen Ermittlungen und es zeigt sich schnell, das in den Reihen der Polizei nicht sauber gearbeitet wurde. Der Mensch ist also solange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen wurde? Im Fall von Billy ist die große Gemeinschaft der in Karlsstadt lebenden überzeugt von seiner Schuld, was auch seine Tochter Nicole zu spüren bekommt, die ausgeschlossen und gemobbt wird.
Was mich fasziniert, ist ein Polizist / Ermittler mit Panikattacken, was ich wirklich gelungen finde, zeigt es doch, das diese auch kein Herz aus Stein haben und bedrohliche Gefahren auch verarbeiten müssen. Sobald John getriggert wird, bekommt er Luftnot und fällt sogar in Ohnmacht. Nicht besonders gelungen auf einer Verfolgungsjagd, aber ein I - Tüpfelchen innerhalb der Story, die mir insgesamt sehr zugesagt hat. Weniger zugesagt hat mir Johns Mutter, die nicht einen Moment lang glänzen konnte und ich schnell ein Verständnis dafür bekam, warum sie von ihrem Mann verlassen worden ist. Für John ist es eine echte Entwicklung, da er sich entfalten konnte und das Leben innerhalb Karlsstadt hätte ihn sehr gehindert, zu dem zu werden, der er ist. Seine Mutter, dem Alkohol verfallen und wenig bereit sich zu ändern, immer den Zweitgeborenen (Johns Halbbruder, wobei nicht klar ist, wer dessen Erzeuger ist) vorzuschieben, ist definitiv kein Vorbild. Die Familienverhältnisse bleiben definitiv ungeklärt, zeigen aber auf, das Billy Mamas Lieblingssohn ist, den sie mit Haut und Haar verteidigt. Nicht alle Entscheidungen, die Mama trifft, sind gesund und richtig, das zeigt das Autorenduo recht deutlich zum Ende hin und bietet somit einen runden Abschluss, den ich mir allerdings anders gewünscht hätte. Der alte Fall lässt sich auflösen und bietet reichlich Überraschungen, wobei John einige wichtige Hinweise zur Aufklärung bietet. Letztendlich waren mir manche Personen, die mir innerhalb der Story begegnen sehr suspekt, sodass mich nicht verwundert, das hier viele Grenzen überschritten wurden, die zum Tod eines jungen Mädchens geführt haben, auch wenn dieses scheinbar ihr Glück in Drogen und anderen Ausschweifungen gesucht hat.
"Der andere Sohn" ist ein wirklich sehr gelungener Einstieg in eine Krimireihe, daher möchte ich sehr gerne eine Leseempfehlung aussprechen. Familiendramen vereint mit einem Cold Case, zudem Lügen und Intrigen vereinen sich zu einer spannenden Story, die viele Verdächtige hervorruft, um letztendlich komplett zu überraschen und einen komplett anderen Weg einschlägt, völlig unerwartet.