Die Abgründe einer Familie

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lecce Avatar

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Warum musste Emilie, die einzige Tochter einer schwerreichen Unternehmerfamilie sterben? War sie etwa doch nicht die brave Tochter, die die Nachfolge ihrer Mutter im Familienunternehmen antreten sollte? Was verbirgt sich hinter der scheinbar heilen Fassade?
Um diese Fragen dreht sich der Kriminalroman "Der andere Sohn" von Peter Mohlin und Peter Nyström.
Rückblende: Sissela ist Vorstand eines großen Modeunternehmens, ihr Ehemann Heimer eigentlich Architekt, de facto aber eher "Anhängsel" seiner erfolgreichen Gattin. Ihre Tochter Emilie soll später einmal die Nachfolge ihrer Mutter im Familienunternehmen antreten. Die Widerwille, in die Rolle des braven Vorzeigemädchens zu schlüpfen, lassen sie aber immer mehr auf die schiefe Bahn geraten: Probleme im Studium und Drogenkonsum führen schließlich zu einer Einweisung in eine Psychoklinik. Scheinbar geheilt und verwandelt verschwindet Emilie plötzlich. Spuren am Ufer des Vänern lassen aber darauf schließen, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Hauptverdächtiger ist Billy Nerrman. Da jedoch keine Leiche gefunden wird kann ihm nichts nachgewiesen werden.
10 Jahre später wird John Adderly, ein ehemaliger FBI Agent mit schwedischen Wurzeln von seiner schwedischen Mutter gebeten, seinem Halbbruder Billy zu helfen. Adderly lebt im Zeugenschutzprogramm, seit er in einem Undercovereinsatz einen Drogenboss überführt hat. Die Ermittlungen im Mordfall Emilie wurden von einer Cold Case Gruppe wieder aufgenommen. Dabei wird mit allen Mitteln verscuht, Billy den Mord an Emilie in die Schuhe zu schieben. John bricht nach Schweden auf und versucht, den wahren Schuldigen zu überführen.

Peter Mohlin & Peter Nyström gelingt in ihrem Debütroman ein wohltuend unaufgeregter, aber dennoch spannender Krimi. Entgegen vielen Thrillern versuchen die Autoren dabei, nicht mit Brutalität oder einem Serienkiller Spannung aufzubauen, sondern bevorzugen den Weg über die Psyche der beteiligten Personen. Besonders die Figuren des John Adderly sowie des Vaters des Opfers Heimer werden ausführlich beleuchtet. Dies gelingt ihnen großteils sehr gut. Einige Längen, besonders in den Kapiteln über Emilies Vater und seine Rolle im Unternehmen seiner Frau sind dabei leicht zu verschmerzen. Die Jagd nach dem wahren Mörder ist durchaus abwechslungsreich, auch wenn man nach einiger Zeit eine gewisse Ahnung hat, wer der Mörder von Emilie sein kann.

Alles in Allem ein guter Auftakt in eine Serie, deren Cliffhanger Lust auf die Fortsetzung macht.