Erwartungen unerfüllt

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lockengelöt Avatar

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Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht von der ersten bis zur letzten Seite gebannt und gespannt auf den Ausgang hingefiebert hätte. "Der andere Sohn" bringt zunächst einmal klassische und wichtige Elemente eines Krimis mit, damit es richtig spannend bleibt: Ein Ermittler im Zeugenschutzprogramm, der natürliche eine Ausnahmetalent ist und nicht anders kann als jeden Fall aufzudecken der ihm unter die Finger kommt, persönliche Verbindungen zum Fall und natürlich eine reiche Familie, die mit Geld zwar alles klären kann, aber deren Tochter verschwindet.

Ab einem gewissen Punkt werden mir die Verstrickungen allerdings etwas zu abstrus, die gesamte Handlung etwas zu überladen.
Natürlich lebt ein guter Krimi auch davon, mit dem Leser zu spielen und ihn bewusst falsche Annahmen schließen zu lassen, jedoch war es mir persönlich einmal zu viel in diesem Buch. Klar musste es auch eine Figur sein oder nicht sein, die dem Leser vertraut ist, jedoch blieben am Ende so viele bizarre Zufälle übrig, dass es mir etwas zu viel war.

Einige Kleinigkeiten waren absolut vorhersehbar. Leider gehört für mich auch der Schluss dazu. Vielleicht bin ich nur etwas Krimi-verwöhnt, aber die Erzählstruktur hat auch einiges vorweggenommen. Auch Nebenschauplätze haben ja irgendwoher ihre Daseinsberechtigung, also nur logisch, dass auch dort nochmal eine Explosion auf den Leser wartet.

Ich mochte es sehr, wie die einzelnen Menschen gezeichnet und beschrieben wurden. Dadurch konnte man sehr flüssig lesen und hatte klare Vorstellungen, unbeschönigt und sehr farbenfroh erzählt. Auch wenn einem der Hauptermittler nicht immer sympathisch war, konnte man mitfühlen und durchschaute auch ansonsten nicht allzu schnell, was hinter den anderen Charakteren steckt. In diesen Aspekt konnte ich voll und ganz eintauchen, insgesamt bin ich aber nicht sicher, ob ich einen weiteren Krimi der beiden lesen würde. Es käme vermutlich auf den Plot an.