FBI-Agent ermittelt in der schwedischen Provinz

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Der amerikanische FBI-Agent John Adderley muss nach einem missglückten Undercover-Einsatz ins Zeugenschutzprogramm. Er will unbedingt zurück nach Schweden, dem Land seiner Kindheit. In seiner Heimatstadt Karlstad wird gerade ein Cold Case neu aufgerollt. Vor 10 Jahren verschwand dort Emelie, die reiche Erbin eines Textilkonzerns spurlos. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Der einzige Verdächtige damals wie heute ist Johns Halbbruder Billy, der jedoch seine Unschuld beteuert. John wird Teil des Ermittlerteams um die Wahrheit herauszufinden, da die Polizei bisher sehr einseitig ermittelt hat und keinen anderen Täter in Betracht zieht. Seine schwedischen Kollegen sind von seinen ungewöhnlichen Methoden nicht gerade begeistert, aber mit seiner FBI-Erfahrung legt er schon bald entscheidende Ergebnisse vor und bringt damit nicht nur sich selbst in tödliche Gefahr.

Der skandinavische Kriminalroman „Der andere Sohn“ ist das Debüt des Autorenduos Mohlin und Nyström und gleichzeitig der fulminante Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die im schwedischen Karlstad verortet ist. Trotz der über 500 Seiten war die Handlung so spannend, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Alle Charaktere waren sehr lebensnah gezeichnet und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen und mich in sie hineinversetzen. Besonders John Adderley als ehemaliger FBI-Agent mit schwedischen Wurzeln hat mir als Ermittler sehr gut gefallen. Er ist ein vielschichtiger Charakter. Trotz der Gefahr, dass seine Verfolger ihn aufspüren, kehrt er zurück nach Schweden, um die Schuld gegenüber seiner Familie zu begleichen und herauszufinden, ob sein Halbbruder wirklich unschuldig ist. Mit seinen ungewöhnlichen Methoden eckt er natürlich bei seinen Kollegen an, kann aber schon bald Ergebnisse vorweisen. Außerdem leidet er seit seinem Undercovereinsatz unter Panikattacken, die ihn immer im ungünstigsten Augenblick heimsuchen. Die Angst von seinen Verfolgern aufgespürt zu werden ist immer präsent. Seine verwandtschaftliche Verbindung zu seiner Mutter und seinem Stiefbruder machen die Ermittlungen auch nicht einfacher. Das alles macht ihn zu einem ungewöhnlichen und vielschichtigem Ermittler, der mir mit der Zeit immer mehr ans Herz wuchs.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen John und Heimer, dem Vater von Emelie. Mit John erleben wir den missglückten Undercovereinsatz und wie es zu seiner Rückkehr nach Schweden kam und folgen ihm dann bei seinen Ermittlungen. Durch Heimer bekommt man Einblicke in die Familienverhältnisse und wie die Eltern mit dem Verlust umgehen. In einem Rückblick erfahren wir auch aus Heimers Sicht was vor zehn Jahren geschah.

Der Wechsel zwischen den aktuellen Ermittlungen und den Einblicken in Emelies Familie und ihr früheres Leben sowie der Rückblick in die Vergangenheit sorgen für durchgängige Spannung und es ergibt sich dadurch Puzzleteil für Puzzleteil ein abgerundetes Bild des Falls. Der Fall findet am Ende eine überraschende Auflösung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Trotzdem gibt es noch einen fiesen Cliffhänger, der eine Fortsetzung vorbereitet. Ich bin gespannt, ob John Adderley dann wieder in Karlstad ermittelt.

Für mich hat das Autorenduo ein fulminantes Debüt hingelegt, das mit einer spannenden und komplexen Handlung und einem außergewöhnlichen und vielschichtigen Ermittler besticht. Für durchgängige Spannung sorgt nicht nur der Cold Case sondern auch Johns persönliche Geschichte, die hoffentlich bald eine Fortsetzung erfährt. Von mir gibts eine absolute Leseempfehlung!