lesenswerte Spannung

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palatina Avatar

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Das Cover des Krimis ist toll gestaltet und animiert dazu, sich das Buch genauer anzuschauen.
Die Geschichte selbst hat eine Rahmenhandlung: John – ein Amerikaner mit schwedischen Wurzeln - ermittelt in Baltimore als verdeckter Ermittler gegen einen nigerianischen Drogenboss. Nachdem er als Belastungszeuge im Prozess ausgesagt hat, erhält eine neue Identität, die ihn vor Racheakten schützen soll. Doch anstatt irgendwo neu anzufangen, zieht es ihn in sein Herkunftsland Schweden, wo sein jüngerer Halbbruder in offensichtlichen Schwierigkeiten steckt. Vor zehn Jahren soll er eine junge Frau aus einer einflussreichen Unternehmerfamilie getötet haben. Die Indizien sprachen dafür, aber die Leiche der jungen Frau wurde nie gefunden. Jetzt ist der Fall neu aufgerollt worden und der Bruder gerät erneut ins Visier der Ermittler. Mit einer neuen Identität und Biografie wird John ins Ermittlerteam eingeschleust. Tatsächlich gelingt es ihm, die Ermittlungen voranzutreiben – auch als seine Verbindung zum Hauptverdächtigen längst aufgeflogen ist.
Interessant dabei ist, wie John mit seinen amerikanisch geprägten Gepflogenheiten immer wieder bei den schwedischen Kollegen aneckt. Er ist der Typ „einsamer Wolf“, dem es schwerfällt, sich einzufügen. Auch wird deutlich, wie unterschiedlich die Brüder sind, aber auch wie schwer es John fällt, sich vom schwedischen Teil seiner Familie loszusagen – der so ganz anders ist als er.
Es gibt aber noch eine weitere Perspektive: die von Heimer, dem Vaters der verschwundenen jungen Frau, ein manischer Typ, dessen hauptsächliche Leidenschaften das Sammeln von Weinflaschen und das Optimieren seiner Laufgeschwindigkeit sind. Er verharrt unerklärlicherweise als Schatten seiner Frau in einer oft glücklosen Ehe. Er bringt eine andere Sichtweise auf das Geschehen mit rein. Dabei wird die Geschichte immer wieder durch Rückblicke in das Jahr 2009 durchbrochen, als die junge Frau verschwunden ist.
Der Krimi hat alles, was ein/e Leser/in sucht: spannende Wendungen, interessante Charaktere, ein bisschen Milieustudie, einen pfiffigen Ermittler und ein unerwartetes Ende. Auch wenn Johns Erfolge bei den Ermittlungen nur allzu oft von einer Intuition geleitet werden, der die Wirklichkeit vermutlich nicht standhalten würde, so sind die Charaktere doch gut ausgearbeitet. Der Fall wird schließlich gelöst, doch so mancher Handlungsstrang bleibt erfreulicherweise offen. Bemerkenswert ist das Ende der Geschichte: Ein interessanter Dreh und ein durchaus würdiger Schluss dieser wirklich guten Geschichte.