Muttersöhnchen

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fredhel Avatar

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Agent John Adderley kommt ins amerikanische Zeugenschutzprogramm, nachdem er mit einem Kollegen undercover einen Drogenring geknackt hat. Beide Männer wurden lebensgefährlich verletzt und können sich nun aussuchen, wo und wie sie ihre neue Identität gestalten.

Und hier liegt in meinen Augen der einzige Schwachpunkt dieses wirklich packenden Thrillers, denn John begeht zwei unglaubliche Fehler. Zum einen bleibt er unerlaubterweise in Kontakt mit seinem Leidensgenossen, zum anderen erzwingt er ein neues Leben in seiner alten Heimat. Dort leben seine verlotterte Mutter und sein trunksüchtiger Halbbruder Billy, der zeitlebens von einer Schwierigkeit in die nächste tappte, aus der ihm seine Mutter immer wieder heraus half.

Zehn Jahre zuvor geriet Billy unter Verdacht, eine reiche Unternehmerstochter getötet zu haben. Aus Mangel an Beweisen blieb er auf freiem Fuß, aber der Makel ließ sich nie abwaschen. Jetzt versucht die Polizei diesen Fall nochmals als ColdCase aufzugreifen, aber immer noch beißen sich die Ermittler an Billy fest. Kein Wunder, denn die Riege hat sich personell fast kaum verändert. Unglaublich schnell gelingen John große Ermittlungsfortschritte, die alten Cops werden von dem Fall abgezogen und nun wird mit der Behördenschlamperei aufgeräumt, bis alles restlos aufgeklärt ist.

"Der andere Sohn" ist ein typisch skandinavischer Thriller, der immerzu tiefe Einblicke in die Psyche der Hauptpersonen gestattet, sodass man als Leser praktisch eine Rundumsicht über das Geschehen hat. Man möchte John ständig warnen, nicht aus falsch verstandenem Familiensinn die falschen Entscheidungen zu treffen, wo er doch in allen anderen Bereichen brillant agiert.
Das Spannungslevel ist allzeit auf hohem Niveau, was bei einem so umfangreichen Roman eine Leistung ist. Das Ende knüpft an eine von Johns falschen Entscheidungen an und macht süchtig auf die Fortsetzung.