Nach anfänglicher Action wird es merklich ruhiger

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Buchmeinung zu Peter Mohlin und Peter Nyström – Der andere Sohn

„Der andere Sohn“ ist ein Kriminalroman von Peter Mohlin und Peter Nyström, der 2021 bei HarperCollins in der Übersetzung von Max Stadler und Ursel Allenstein erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „Det sista livet“ und ist 2020 erschienen.

Zum Autor:
Peter Mohlin ist Journalist. Er ist genau wie sein Coautor und bester Freund Peter Nyström in der Nähe von Karlstad in Schweden aufgewachsen. Die beiden sind seit Kindheitstagen befreundet und schrieben bereits mit zehn Jahren ihre erste Kriminalgeschichte.
Peter Nyström ist Drehbuchautor und Regisseur. Mit seinem besten Freund und Coautor Peter Mohlin verbindet ihn die Liebe zum Verbrechen. Beide haben sich nun entschieden, wieder an die schriftstellerischen Anfänge ihrer Schulzeit anzuknüpfen und gemeinsam zu schreiben. Das Ergebnis ist Der andere Sohn, der erste Kriminalroman der Karlstad-Reihe.

Klappentext:
Vor zehn Jahren ist in der schwedischen Kleinstadt Karlstad eine junge Frau spurlos verschwunden. Ihre Leiche blieb verschollen, den einzigen Verdächtigen Billy musste man laufen lassen. Doch die Tat ist nie vergessen worden, die Schuldzuweisungen sind nie verstummt. Nun wird der Cold Case neu aufgerollt. Als sich der amerikanische FBI-Agent John Adderley nach einem missglückten Undercover-Einsatz in Baltimore eine neue Identität zulegen muss, ist für ihn sofort klar: Er will nach Schweden zurückkehren, zu seinen Wurzeln. Denn John hat noch eine alte Schuld zu begleichen. Billy ist sein Halbbruder und hat John schon früher angefleht, ihm zu helfen. Er sei unschuldig und die Provinzpolizei damals wie heute nur auf der Suche nach einem Sündenbock, beteuert er. Trotz des Risikos, dass Johns Verfolger aus Baltimore ihm in seine alte Heimat folgen, reist er nach Karlstad und wird Teil des Ermittlerteams. Das bringt nicht nur ihn in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich begeistert, enttäuscht und dann doch wieder begeistert. Es fängt mit viel Tempo und Action an, aber das war es auch in dieser Hinsicht. Es wechseln Kapitel, die aus der Sicht des Ermittlers geschrieben sind, mit solchen, die aus der Sicht eines reichen Vaters, dessen Tochter verschwunden ist. Die Kapitel aus der Sicht des Vaters stecken voller Emotion, während die anderen Kapitel eher emotionsarm sind. Keine der Figuren ist besonders sympathisch, auch weil man Motive erkennt, die sie zur Durchsetzung ihrer Ziele nutzen. John Adderley leidet in Stresssituationen unter Panikattacken, ist aber sonst ein kompetenter Ermittler. Unverständlich blieb für mich, wie vielen Menschen er seine wahre Identität offenbarte. Ein weiteres Manko ist seine Neigung, Grenzen zu überschreiten oder Regeln zu missachten.
Der Fall selber ist komplex mit einigen Überraschungen. Fast alle Figuren sind nur grob skizziert, einzig John und der Vater der verschwundenen jungen Frau sind ausführlicher charakterisiert. Es gibt einige gelungene Auflockerungen wie den Streit um den Kaffeedienst der Ermittler oder John Treffen mit der taffen Anwältin bei einer Thai-Massage. Ich fand den Schreibstil der Autoren gelungen und konnte mich immer mehr in die Hauptfigur hineinversetzen. Die Auflösung war nachvollziehbar und der trocken dargebotene Cliffhanger am Ende hat mich fasziniert.

Fazit:
Ein Kriminalroman, der mich in weiten Teilen begeistert hat, dessen Hauptfigur aber zu oft Regeln missachtet, die er selbst für vernünftig erachtet. Deshalb gibt es von mir nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Ich spreche eine Leseempfehlung für Krimifreunde aus, die kein Actionspektakel erwarten.