Schwedischer Cold Case

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isaba Avatar

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Mit "Der andere Sohn" haben Peter Mohlin und Peter Nyström als Autorenduo ganze Arbeit geleistet. Der typisch skandinavische Krimi bietet beste Unterhaltung und kurzweilige Lesezeit.

Der FBI Agent John wird bei einem Undercover-Einsatz enttarnt und erzwingt eine neue Identität im Zeugenschutzprogramm in seinem Herkunftsland Schweden. Denn dort wird gerade ein Cold Case wieder aufgerollt, der seinen Bruder als Mörder entlarven könnte. Denn Jahre zuvor verschwand die Tochter einer reichen Unternehmerfamilie spurlos und John´s Bruder Billy war damals schon der Hauptverdächtige der schwedischen Polizei. Er blieb jedoch auf freiem Fuß, weil ihm die Tat nie nachgewiesen werden konnte. Es hat den Anschein, dass die Polizei den Fall nun möglichst schnell zuende bringen will. So beginnt John mit seinen eigenen Ermittlungen, um seinen Bruder zu entlasten.

Die Geschichte spielt zu Beginn auf zwei Zeitebenen: Der Leser lernt John während seines FBI Einsatzes kennen und parallel erlebt man die Eltern der verschwundenen Unternehmertochter, wie sie um ihr Kind bangen. Im Verlauf dann spielt das Setting nur noch in der Gegenwart, in der John seine Ermittlungen anstellt. Hier wechselt sich seine Perspektive mit der von Heimer, dem Vater der Vermissten, ab. So erhält das Buch eine spannende Dynamik mit reichlich Cliffhangern.

Mir gefällt besonders gut, dass man mit dem Hauptakteur John während der gesamten Geschichte nicht wirklich warm wird. Er ist unsympathisch und fühlt sich der schwedischen Polizei offensichtlich deutlich überlegen. Umso mehr fühlt man mit Heimer, dem Vater des verschollenen Teenagers.

Der Leser wird im Unklaren gelassen und hat keinen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren. Hin und wieder scheint es mir etwas seltsam, dass offensichtliche Spuren von dem damaligen Verbrechen von der Polizei scheinbar außer Acht gelassen wurden, aber das tut der Geschichte keinen Abruch. Der Schreibstil ist flüssig und lässt einen durch die Seiten fliegen. Genau, wie ein guter Krimi sein soll.

Ich fühlte mich wunderbar unterhalten und auch, wenn ich eigentlich in sich abgeschlossene Bücher lieber mag, freue ich mich hier auf Teil zwei, den es offensichtlich geben wird, um die offenen Fragen aus diesem ersten Teil zu beantworten.