Der Angstmann geht um

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dicketilla Avatar

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Im November 1944, wird der Kriminalinspektor Max Heller, zu einem Tatort gerufen, der sein weiteres Leben stark beeinflussen sollte.
In einem alten Ruderhaus wird eine tote Frau gefunden, die ein unsagbares Martyrium ertragen musste, bevor der Tod eintraf.
Sein Chef, SS-Obersturmbandführer Rudolf Klepp, wollte diese Tat einem Durchgangstäter anhaften, den Fall abhaken. Heller sah aber darin die Tat eines Mörders.

"Gerade jetzt gilt es, nicht alle Regeln über Bord zu werfen und jeden Anstand zu verlieren." ( S.22 )

Auch wenn die Polizeiarbeit schwer war, es gab nicht mal mehr einen Gerichtsmediziner, da viele Mitarbeiter an die Front versetzt wurden, machte sich Heller an die Arbeit.
Die Tote stellte sich als Krankenschwester heraus, die erst vor wenigen Monaten aus Berlin nach Dresden gekommen war.Sie hatte sich von ihren jüdischen Mann scheiden lassen, was Klepp gleich als Racheakt des Juden deutete.
So beginnt Heller im Krankenhaus zu ermitteln, um mehr über die Tote zu erfahren. Lernt die Krankenschwester Rita Stein und den Arzt Dr. Schorrer kennen, der ihm bei der Opduktion der Leiche behilflich sein soll. Beide spielen im Laufe seiner Ermittlungen eine entscheidende Rolle.
Bald wird eine weitere Frauenleiche auf einem Dachboden gefunden, ermordet nach dem gleichen Muster. Und es sollte nicht die Letzte bleiben.Die Bevölkerung spricht voller Angst vom "Angstmann", einem Dämon mit fletschenden Zähnen und einem Jaulen in der Nacht.
Wäre der Krieg nicht ausgebrochen, wäre Max Heller sicher schon zum Kriminalrat aufgestiegen, aber so musste er sich von einem Nationalsozialisten und dessen Unberechenheit in Acht nehmen, seinen ständigen Wutausbrüchen ausgesetzt.
Dann, als er glaubt ihn fast erwischt zu haben ,am 13.Februar 1945, beginnen die Bombardierungen Dresdens.

Es handelt sich hier um einen historischen Kriminalroman, der inmitten der Kriegswirren, Flüchtlingsströme, einen Kriminalisten zeigt, der seinen Idealen treu bleiben will. In einer Welt, in der es wenig Spielraum für Meinunsäusserungen gab, man niemanden trauen konnte, seine wahren Gefühle verbergen musste.
Es Tag für Tag galt essbares zu finden, Angst um die Söhne an der Front hatte.

Sehr beeindruckend empfand ich die Schilderungen der Bombennächte. Ich hatte schon viele Dokumentationen darüber gesehen, aber die bildhaften Beschreibungen des Autors ließen mich erstarren, verzweifeln, ängstlich zurück.Was für eine Sprachgewalt, die diese Feuersbrunst für uns Leser so erschreckend vor Augen führt.
Auch seine Personen wurden treffend beschrieben und hinterließen einen glaubhaften Eindruck.
Besonders Max Heller, der angesichts der vielen Toten während der Bombardierungen zu zweifeln beginnt, aber dennoch die Suche nach dem Mörder mit allen Mitteln, auch seinem Leben, voran treiben will. Auch die Beziehung Hellers zu seiner Frau, empfand ich als sehr schön.Sie die trotz ihrer ständigen Angst um ihren Mann, doch immer sein Halt ist.

Frank Goldammer hat eine spannende Kriminalgeschichte, in eine Zeit gepackt, in der das Morden an der Tagesordnung stand. Morde in einem unermesslichen Umfang begangen wurden, deren Mörder nicht immer zur Rechenschaft gezogen wurden, sondern auch am Ende ihr Schlupfloch fanden.
Dem gegenüber stellt er seinen Max Heller, der selbst im 1. Weltkrieg viele Tote und das Töten erlebt hatte.
Ein sehr bemerkenswertes, sehr empfehlenswertes Buch!