Erster Fall für Heller

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pusteblume11 Avatar

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Ein Kriminalroman, der in der Zeit des Nationalsozialismus (in diesem Fall in den letzten Kriegsmonaten 1944/45) angesiedelt ist, war für mich etwas Neues. Man vergisst oder denkt gar nicht daran, zumindest ging es mir so, dass außerhalb der KZs und der Kriegsfront auch gemordet wurde und es sicher "normale" Mörder gegeben haben muss.
Der Autor schafft es von Anfang an eine Atmosphäre aufzubauen. Alles ist düster, bedrückend und beklemmend. Die Menschen sind misstrauisch, unsicher, verzweifelt, hoffnungslos und haben Angst. Keiner weiß, was in den letzten Kriegswochen- und monaten passieren wird. Die verstümmelte Frauenleiche macht die Lage nicht besser.
Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie es Heller schafft, mit so wenig Ressourcen und in dieser schwierigen Zeit, in der alle Menschen einander mit Misstrauen und teilweise auch mit Hass begegnen, zu ermitteln. Mit Kriminalinspektor Max Heller ist dem Autor eine authentische, dazu noch sympatische, Figur gelungen. Seine Gedanken und Handlungen sind glaubwürdig und nachvollziehbar.
Die eindringlichen Beschreibungen der damaligen Lage (verzweifelte Flüchtlinge, Mangel an Nahrungsmittel, Bombenangriffe, Schikanen der Nazis und später der Besatzungsmacht) sind keine leichte Kost.
„Nur wenige Minuten hatten gereicht, um aus einer kalten, stillen Kriegswinter ein Inferno zu machen. Heller war allein in einer ihm völlig fremden Welt. Das war nicht mehr seine Stadt, nicht mehr sein Stadtviertel, nicht mehr die Straße, die er vorhin noch entlanggerannt war. Es schien nicht einmal mehr sein Planet zu sein.“ Das Kapitel, in dem diese Sätze stehen, hat mir eine Gänsehaut beschert. Es ist auch eine der besten Stellen im Buch, unglaublich intensiv und eindringlich.
„Der Angstmann“ ist ein gelungener historischer Kriminalroman. Spannend, glaubwürdig, historisch interessant, fesselnd! Eine klare Leseempfehlung und 4,5 Sterne!