Viel Dresden, wenig Krimi

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Dieser Roman beginnt im Kriegswinter 1944. Schauplatz ist Dresden, wo eine bestialisch zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Kommissar Max Heller macht es sich zur persönlichen Aufgabe, den Mörder zu fassen. Es bleibt leider nicht bei einer toten Frau, es geht ein Serienmörder um. Die Leute tuscheln schon, geben dem Täter den Namen Angstmann und bringen die wildesten Gerüchte in Umlauf. Hellers Vorgesetzter ist ein nationalsozialistischer Fanatiker, der als ehemaliger Schlachter nur aufgrund seiner Linientreue auf diesen Posten geschoben wurde. Jetzt macht er Heller das Leben schwer. Als 1945 nach dem Einmarsch der Russen Heller, der mittlerweile arbeitslos ist, zufällig wieder von neuen Gräueltaten des Angstmanns erfährt, verbeißt er sich erneut in den Fall.
Mir erschien ein Krimi aus der Zeit des 2.Weltkriegs sehr vielversprechend, aber leider hat es sehr lange gedauert, bis es für mich spannend wurde. Die ersten zwei Drittel sind sehr langatmig, vor allem die Nacht des großen Bombardements wird in epischer Breite geschildert. Das möchte man lesen, wenn man einen Roman in der Hand hält, aber bei einem Krimi hat man andere Erwartungen. Erst auf dem letzten Drittel setzt die von mir erhoffte zügige Ermittlung und Mördersuche ein. Hier wird es dann auch so spannend, dass ich in einem Rutsch zu Ende lesen musste.
Max Heller ist mir nicht wirklich sympathisch. Obwohl man einen sehr intensiven Einblick in seine Gedankenwelt erhält und deswegen weiß, warum er so handelt wie er es tut, ist er mir zu fanatisch und zu engstirnig. Seine Frau kommt um vor Sorge, hat Hunger und das weiß er, aber lieber begibt er sich in Lebensgefahr, weil die toten Frauen ihm wichtiger sind.
Ich denke, die Zeit damals wird sehr realistisch dargestellt. Das gegenseitige Belauern, die Angst vor Denunziation, die kräftezehrende Suche nach Nahrung, der Kampf ums nackte Überleben, all das erlebt der Leser hautnah, aber wie gesagt, in dieser Ausführlichkeit gehört das eher in das Genre historischer Romane. Deswegen bin ich etwas enttäuscht von "Der Angstmann"