Ein Frauenschicksal

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bücherkarin Avatar

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In Form eines Briefes schildert Elisabeth ergreifend ihr Leben. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Süddeutschland hat sie als Kind und junges Mädchen furchtbar unter ihrem strengen und jähzornigen Vater gelitten. Da sie intelligent und wißbegierig war durfte sie durch Fürsprache des Pfarrers auf eine Mädchenrealschule, die von Franziskanerinnen geleitet wurde, gehen. Dies war ihre einzige Freude, auch wenn sie lieber das Gymnasium besucht hätte. Allerdings mußte sie vor und nach der Schule noch jede Menge schwere Arbeit auf dem Hof verrichten, sonst setzte es Schläge vom Vater.
Mit 16 lernt sie zufällig den italienischen Gastarbeiter Giorginio kennen und verliebt sich in ihn. Nun muß auch noch die Zeit für diese heimlichen Begegnungen "herausgearbeitet" werden, außerdem beginnt Elisabeth zusätzlich zum eigentlichen Lehrstoff noch italienisch zu lernen. Irgendwann gesteht Giorginio ihr, dass er in Italien verheiratet ist, deutet auch vage an, dass er sich von seiner Frau trennen will. Aber da ist es für Elisabeth schon zu spät - sie ist schwanger und Giorginio muß für ein Jahr zu einem Auslandseinstz seiner Firma nach Brasilien. Elisabeth versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, das Kind loszuwerden, hofft sogar, dass die Schläge ihres Vaters zu einer Fehlgeburt führen - aber vergeblich. Schließlich bringt sie einen gesunden Jungen zur Welt, den der Vater nach 3 Tagen wegnimmt und sie erfährt nie, was aus ihrem Jungen geworden ist. Elisabeth fällt in ein tiefes Loch, aus dem sie eine Schwester ihrer ehemaligen Schule herausholen kann, weil sie ihr ein Stellenangebot vermittelt.
Elisabeth arbeitet nun in einem Büro, muß aber ihr Geld zu Hause abliefern und immer noch alle anfallenden Arbeiten auf dem Hof verrichten. Zufällig erfährt sie im Büro von einer Stellenanzeige des Auswärtigen Amtes, sie kann die ausgeschriebenen Forderungen gut erfüllen, denn neben Englisch und Französisch beherrscht sie ja auch noch Italienisch. Ihr Vater würde niemals zulassen, dass sie sich in Bonn bewirbt, aber ihr Hass auf ihn ist mittlerweile so groß, dass sie mit hilfe einer Freundin von zu Hause flieht. Sie genießt die Freiheit, ihr eigenes kleines Zimmer, die Freizeit nach getaner Arbeit, aber da ist immer noch die Sorge und die Sehnsucht nach Gioginio.
Bei ihrem ersten Auslandseinsatz in Rom trifft sie ihn wieder, die Affäre beginnt erneut, auch die Versprechungen und Enttäuschungen.
Als die Tochter ihrer Schwester 9 Jahre ist, verunglücken deren Eltern tödlich und Elisabeth zieht wieder auf den Hof und ist für Hannah Vater und Mutter gleichzeitig. Beide haben ein sehr gutes, liebevolles Verhältnis zueinander, deshalb ist es Hannah unerklärlich, wieso Elisabeth plötzlich mit 60 in ein Sommerhaus nach Umbrien aufs Land gezogen ist. Hannah hat sie dort nie besucht, ihr Verhältnis zu einem verheirateten Mann ließ ih keine Zeit dafür - und nun ist Elisabeth plötzlich an einem Schlaganfall gestorben und so viele Fragen sind noch offen.....
Hannah trennt sich nach einem letzten Streit von Michael und reist nach Umbrien, eigentlich um Elisabeths Haushalt aufzulösen und da Haus zu verkaufen. Aber dann entdeckt sie einige Seiten von Elisabeths Brief und nun will sie dem Geheimnis von Elisabeths Leben auf die Spur kommen. Denn auch die Dorfbewohner ölassen einiges anklingen. Und was hat es mit diesem Apfelsammler auf sich, der im Dorf auch "der heilige Franziskus" genannt wird, weil er seltene Apfelsorten züchtet und pflegt, andererseits aber auch als polteriger Ermeit verschrien ist, der niemanden auf seinen Hof läßt. Allerdings - Elisabeth ist mit ihm ausgekommen, hat ihm sogar bei der Apfelernte geholfen.

Auch Hannah erzählt in der Ich-Form, die Autorin hat eine interessante Erzählform gewählt. Abwechselnd erzählt Hannah ein Stück von ihren gegenwärtigen Erlebnissen in Umbrien und wir lesen ein Stück aus Elisabeths Brief aus der Vergangenheit. Da beide Stränge chronologisch vorgehen, bereitet dies keine Schwierigkeit beim Lesen sondern lockert auf. Hannahs Erlebnisse bei der Suche nach Elisabeths Geheimnis sind durchaus interessant und Elisabeths Schicksal ist ergreifend. Aber auf die Dauer empfand ich es dann doch als sehr langatmig. Das ständige Hin- und Her, Streit und Versöhnung beider Frauen mit ihren Liebhabern nervt ab einem gewissen Punkt. Ja, die Auflösung des Geheimnisses ist dann schon eine Überraschung, aber bis dahin habe ich mich - zumindest in der zweiten Hälfte - durch das Buch gequält.