Wahre Liebe

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botte05 Avatar

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In diesem stimmungsvollen Buch lerne ich Elisabeth und Hannah kennen. Das Leben von Elisabeth ist geprägt von ihrer schweren Kindheit unter dem strengen Regiment des versoffenen, brutalen Vaters auf dem heruntergewirtschafteten Einödhof. Von Kindesbeinen an ist Eli äußerst diszipliniert und als sie die Möglichkeit bekommt, eine Schulbildung zu erlangen, meistert sie fortan ihre Doppelbelastung als Musterschülerin einerseits und Magd andererseits auf dem Hof mit der schweren körperlichen Arbeit. Doch dann tritt die Liebe in ihr Leben, Fluch und Segen zugleich, welche ihren weiteren Werdegang – sowohl beruflich wie auch privat – bis zu ihrem Tode prägen wird.

Hannah ist eine selbstbewusste junge Frau, die nach der Trennung von ihrem langjährigen Geliebten nach Umbrien reist, um den Nachlass ihrer Tante Eli zu regeln und diese Auszeit zu nutzen, um ihr Leben neu auszurichten. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wuchs Hannah bei ihrer Tante Elisabeth auf. Ungeachtet ihrer Liebe zu ihrer Tante hat Hannah es nicht geschafft, diese in Umbrien zu besuchen und ist insofern verwundert, in welche Einöde es diese „Frau von Welt“ gezogen hat. Zwangsläufig werden Elisabeth’s Hinterlassenschaften zu einer Zeitreise und Spurensuche, welche Hannah einer völlig anderen Eli näher bringt.

Die Geschichten der beiden Frauen werden parallel erzählt. Dabei wählt die Anja Jonuleit für Elisabeth die Form eines Briefes an einen unbekannten Empfänger und für Hannah die Variante einer Erzählung. Zur Unterscheidung der beiden Handlungsstränge sind zwei unterschiedliche Schrifttypen gewählt worden. Darüber hinaus wird der Wechsel der Schauplätze wird durch den jeweiligen Namenszug eingeleitet.

Der Autorin gelingt es sehr schnell, mich als Leser für Elisabeth einzunehmen und mich für ihre Biographie zu interessieren. Und auch die Stimmung und das Flair von Umbrien mit dem kleinen Häuschen in der Wahrnehmung von Hannah werden hervorragend transportiert, so dass ich mich beim Lesen ein wenig dorthin träumen kann. Fast vermag ich den Duft der Obstbäume wahrzunehmen und schnell kann ich Eli’s Liebe zu diesem verwunschenen Ort nachempfinden, ohne die ganze Tragweite von Eli’s Verbundenheit erahnen zu können.

Dieses Buch passt m. E. wunderschön in den Sommer, zum Nachspüren und Wegträumen. Ein Buch über das Leben und die wahre Liebe, deren Preis ein ganz hoher und überaus selbstloser sein kann. Und das Ganze in Hannah‘s Gegenwart in süditalienischem Flair, gewürzt durch verschrobene Typen, die einem „Touristen“ nicht nur wohlgesonnen zu sein scheinen.

Rezension: Anja Jonuleit, Der Apfelsammler, Kategorie: Frauen, dtv-Verlag, Taschenbuch, 368 Seiten, 14,90 €, Erscheinungsdatum: 01.07.2014